St. George’s und ein Kurztrip ins Hinterland 

Mit dem Bus fahren wir die paar Kilometer in die Hauptstadt. Hier verkehren verschiedene Minibuslinien, die keinem festen Fahrplan folgen. Man erkennt sie (wie auch die Taxis) an einem mit H beginnenden Kennzeichen. Neben dem Fahrer gibt es bei den Bussen noch eine Art Schaffner. Er ruft Leuten am Straßenrand zu, ob sie mitfahren wollen. Es gibt zwar auch offizielle Bushaltestellen, aber die sollte man nicht überbewerten. Der Bus hält, wenn er gebraucht wird. Es reicht, wenn man kurz die Hand hebt oder zum Aussteigen gegen das Dach klopft. Natürlich wird so ein Büsschen auch ordentlich ausgelastet. 19 Menschen passen hinein (nein, die sind hier auch nicht größer, als ein VW-Bus). Damit es nicht zu stressig wird, läuft die ganze Zeit karibische Musik in einer Lautstärke, die keine Gespräche aufkommen lässt. Das war eine sehr interessante Erfahrung. Dafür kostet jede Fahrt nur 2,50 EC (ca. 0,80€). In der Nähe des Grenada Yacht Clubs steigen wir aus. Da gibt’s natürlich auch einen Yachtausrüster. Im „Island Water World“ kühlen wir erstmal etwas runter und schauen das Warenangebot an. Etwas erfrischt beginnen wir unsere Stadtrunde. Wir sind eigentlich schon mitten in St. George’s Altstadt. Die Statur „Christ of the Deep“ wacht über den Hafen. Sie soll an das 1961 hier abgebrannte Kreuzfahrtschiff „Bianca C“ erinnern. Am Fischerkai ist ordentlich was los. Auf vielen Booten wird Fisch verarbeitet oder die Netze geordnet. Es riecht sehr nach Arbeit … 

Am „Finance Complex“ biegen wir ab. Bunt präsentiert sich uns das „House of Chocolate“ . Neben einer Ausstellung zum Anbau von Kakao und der Herstellung der Schokoladen gibt es alles mögliche rund um den Kakao zum Essen und Trinken. Lecker locken Kuchen, Torten, Pralinen und Eis. Alles wird hier im Haus produziert. Bei der Entstehung der Torten und Pralinen kann man durch eine Glasscheibe live dabei sein. Beim Eis können wir mal wieder nicht widerstehen. Großzügig wird uns die Leckerei in eine Schüssel geschaufelt. An kleinen Tischchen mit Hockern, wie im Kindergarten, können wir uns niederlassen und schlemmen. 

Das Nationalmuseum, gleich nebenan ist leider im Moment geschlossen. Eine kleine Kunstausstellung und ein Raum mit ein paar Exponaten der Ureinwohner darf man für eine kleine Spende anschauen.

Weiter geht es gleich um die Ecke durch den „Sendall Tunnel“. Zum Glück nur als Einbahnstraße für die Autos, quetschten sich Fußgänger und Fahrzeuge gleichzeitig durch die kleine Röhre. Auf der anderen Seite werden wir von einer Streetartmauer, fast wie in Berlin, begrüßt. Ein Kunstwerk erinnert uns mit seinen Sprüchen an unsere Kindheit …

Fort George, das seit Anfang des 18. Jahrhunderts von einem Hügel aus über die Bucht wacht, wird gerade saniert. Da müssen wir uns einen anderen Aussichtspunkt suchen. 

Im „Town of St. George Bus Terminal“ geht die Post ab. Laute Rufe, Hupen und Motorengeheul tönen durch die Halle. Was für ein Gewusel. Es riecht nach Gebratenem, Gebackenem, Fritiertem und dem in der Karibik allgegenwärtigen, süßlichen Rauch … Von einer jungen Dame in gelber Weste bekommen wir Auskunft, wie das Ganze hier funktioniert. Einen Tipp mit welchem Bus wir zu einem Wandergebiet mit Wasserfällen kommen gibt es von ihr auch. Das wird wohl ein Tagesausflug werden …

Also weiter in die „Upper Town“. Steil zieht sich die Straße nach oben. Ganz unscheinbar quetscht sich ein winziger Kindergarten in die Häuserzeile. Er unterscheidet sich nur mit seiner kindlich bemalten Fassade von den anderen Gebäuden. Eine Freifläche scheint es nicht zu geben. Die Stühle hinter dem vergitterten, offenen Fenster sind hochgestellt. Mittags ist wohl Feierabend …

Vor der „Cathedral of the Immaculate Conception“ haben wir Ausblick über die Altstadt und die Bucht … Die Kirche hat ein riesiges Tauchbecken gleich am Eingang. Ob dort die Erwachsenen getauft werden?

Gegenüber des Gotteshauses entdecken wir einen „Lost Place“. Dieses große Haus muss einmal sehr prunkvoll gewesen sein. Im Saal in der Mitte sieht man noch die Reste einiger Säulen. Statt des Daches leuchtet der blaue Himmel darüber…

Auf dem Weg hinunter halten wir am Fotoshop an und lassen endlich ein paar Fotos von unseren Kindern und Enkeln ausdrucken. Die Rahmen fahren wir schon seit Portugal ungenutzt spazieren. Ich freue mich schon darauf, sie zu füllen und aufzuhängen.

Der eigentlich recht große, teilweise überdachte Markt ist heute sehr überschaubar. Nur wenige Stände sind mit Souvenirs, Gewürzen, Obst und Gemüse gefüllt. Da sind wir wohl gegen 1400 Uhr etwas spät dran oder es ist einfach der falsche Tag. Wir werden an einem Samstag Vormittag noch einmal wieder kommen. 

Abkühlung gibt es in der Mall vor dem Kreuzfahrerdock. Hier genehmigen wir uns einen kleinen Imbiss. Beim Durchschlendern der Bummelmeile laufen wir einem Mann in die Arme, der Touristen für kleine Busfahrten wirbt. Eigentlich haben wir heute schon eine Menge erlebt. Da kommt ein deutsches Pärchen dazu „Wir haben ihn schon 5 $ herunter gehandelt, kommt doch mit uns…“ Der Anbieter lockt nun mit Fotos von Wasserfällen, einer Gewürzplantage, niedlichen Äffchen und langem Sandstrand. Das alles soll in 3 Stunden zu sehen sein. Wir lassen uns auf das Angebot für 15 $ ein. 

So steigen wir nun inzwischen zu sechst zum Fahrer in den Minibus. Auf dem Weg aus der Stadt wird die Umgebung immer grüner. Wahnsinn, wie üppig die Natur auf dieser Insel ist. Der Fahrer macht uns auf Papaya-, Bananen- und Muskatbäume am Straßenrand aufmerksam. Er zeigt auf einen großen Schulkomplex im Tal. Die Primery und Secondary School sind auf Grenada für alle Kinder kostenlos. Auch die Bücher werden gestellt, erzählt er uns. Mit ca. 16 Jahren sind die Jugendlichen fertig und können noch weiterführende Schulen besuchen, wenn es sich die Familie leisten kann … 

An einer kleinen Hütte im Grünen steigen wir aus. In dem winzigen Garten ist ein Tisch mit allerlei bunten Früchten aufgebaut. Vor unseren Augen wird eine gelbe Frucht geöffnet und lässt eine Muskatnuss in einem roten Netz frei. Den roten netzartigen Überzug nutzt man zur Herstellung von Nagellack und Lippenstift. Die gelbe Frucht wird zu Marmelade und Sirup verarbeitet. Ganz schön vielseitig so eine Muskatnuss. 

Zimtrinde wird direkt für uns vom Baum geschnitten. Da ist sie noch nicht so braun, wie wir sie kennen aber sie duftet. 

Die Kerne in der Kakaofrucht sind noch weiß und werden erst beim trocknen dunkel. 

Gewürznelken, Cucuma und Zitronengras bestaunen und beschnuppern wir auch.

Beim Rundgang durch das schattige Gärtchen entdecken wir eine Vanilleranke. Leider ist gerade nicht Saison für Schoten oder Blüten. 

Weiter geht’s zum „Grant Etang Nationalpark“. Hier soll man gelegentlich Mona-Affen zu sehen bekommen. Also zahlen wir die 5 EC Eintritt. Leider haben wir nur 20 min Zeit. Wir stürmen zum Aussichtspunkt, genießen kurz den Blick auf den Kratersee und die vielen Blüten am Wegesrand und schon geht es wieder weiter. Affen waren heute nicht dabei …

An einem kleinen Wasserfall (Annandale Waterfall) an der Straße bleibt der Bus kurz stehen. Ist ja Trockenzeit, da ist eben nur wenig Wasser im Fluss, bekommen wir erklärt. Aber wenn wir wollen könnten wir etwas weiter unten für 5$ Eintritt nochmal in den Nationalpark gehen, aber nur kurz …

Gegen 1700 Uhr sind wir dann am  3km langen „Grand Anse Beach“. Hier verabschieden wir uns von unserer kleinen Reisegruppe und schlendern noch den langen Strands entlang. Über einen Hügel kommen wir zurück in unsere Bucht.

Das war ein sehr intensiver schöner Tag. Wir sind total platt und fallen bald in die Koje …

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