Mit einem klapprigen Mietauto, das wir dafür gleich um die Ecke ohne viel Aufhebens bekommen, umrunden wir die kleine Insel.
Zuerst fahren wir auf die andere Inselseite, denn die schmale Straße hinter Charlotteville sollen wir wegen ihres schlechten Zustands lieber meiden.
Der größte Teil der Insel ist dicht bewaldet. Kleine Orte säumen hauptsächlich die Küsten. Das innere des Eilandes ist mit dichtem dunkelgrünen Wald bewachsen, obwohl der Hurrikan Flora im Jahre 1963 nahezu alle Bäume gefällt hat, finden wir hier urig aussehende Baumriesen.
Im sehr zentral gelegenen Main Ridge Reservat zweigen verschiedene Trails von der schmalen Straße ab. Wir halten am Besucherzentrum an, um ein paar Informationen und vielleicht einen Übersichtsplan zu bekommen. Zwei sehr wichtig aussehende junge Damen in chicen Uniformen sitzen hinter großen Schreibtischen. Leider scheinen sie Freunde von Obelix zu sein … „Weißnix“ und „Habnix“. …
Da müssen wir uns wohl eine andere Informationsquelle suchen.
Am Ende des Reservats treffen wir auf „Aunti Schurl‘s Bird Heaven“. Hier tummeln sich eine Menge Kolibris im Garten. Da wir ganz alleine sind, können wir die Begegnung mit den kleinen, flinken Vögel ausgiebig und ungestört genießen. Schmetterlingen gleich umschwirren uns die neugierigen Kerlchen. Überall hängen Futterstellen. In der Saison wird Eintritt verlangt. Dafür kann man dann eine Stunde auf der überdachten Terrasse sitzen und bei einem Snack die kleinen Vögel beobachten.
Weiter geht’s dann wieder Richtung Karibische See. Wir schauen uns die Buchten von der Landseite aus genau an. So komfortabel, wie Charlotteville ist keine. Wunderschön ist es trotzdem und jede hat etwas besonderes. In der Englishman Bay genießen wir einen Kaffee mit Aussicht. Am Strand werden wir von frechen Papageien mit angeknabberten Mandeln beworfen. Auf Fotoweite kommen die laut krakeelenden, grünen Vögel leider trotzdem nicht heran.
Castara ist der südlichste Ort, den wir mit dem Boot anlaufen dürfen, ohne in Charlotteville auszuklarieren und in Scarborough wieder einklarieren zu müssen. Die Brandung rollt schäumend an den Strand und wir sind beeindruckt, wie die Fischer das Ein- und Aussteigen in ihre Boote meistern. Die Ruhe der niedlichen kleinen Stadt wird von einem Auto mit zwei riesigen Lautsprechern gestört. Laut ertönt Werbung für ein Foodfestival Ende Oktober und natürlich karibische Musik. Wir schauen uns auf dem kleinen Marktplatz um. Leider ist der Fahrer des lauten Autos im einzigen offenen Restaurant. Da müssen wir wohl im nächsten Ort Mittagspause machen. Bei der Beschallung hört man ja seine eigenen Gedanken nicht …
Im nächsten Ort steht ein riesiger Baum am Straßenrand. Ob der wohl von dem Hurrikan in der 60ern verschont wurde? Er ist jedenfalls unglaublich dick und hoch. Seine Nachbarn nutzen den Zwischenraum zweier Wurzeln als Schuppen für die Gartengeräte, indem sie einfach ein Dach darüber gezimmert haben. Als Thomas sich daneben stellt, ist er auf dem Foto kaum zu erkennen …
Je weiter wir dann an das Inselende kommen, umso mehr verändern sich Vegetation, Landschaft und Bebauung. Wir fahren immer weiter auf Meereshöhe. Der Wald wird weniger und die Orte gleichen irgendwie amerikanische Vorstädten. Es gibt viele Einkaufszentren und Hotelanlagen. Endlich haben wir auch einen Imbiss gefunden, der auch noch etwas zum Essen hat. Inzwischen ist es schon nach 1500 Uhr und die Lunchtime ist vorbei. Die Köchin hat noch einen Topf Schweineschwanzsuppe auf dem Herd. Es ist eine traditioneller Eintopf der schwarzen Bevölkerung aus verschiedenen Gemüsen und kleinen Fleischstücken mit Knochen. Ich als Suppenkasper muss das unbedingt probieren. Michael sieht das genauso. Susanne und Thomas nehmen lieber die letzten beiden Stücken Pizza.
Die Suppe ist sehr lecker und macht deutlich, dass die karibische Küche eigentlich einer Armeleuteküche entsprungen ist. Callalou, Kochbanane, Möhre, Süßkartoffel, Yams und natürlich Zwiebel, Pepper und Knoblauch schaffen die leckere, vegetarische Grundlage. Die Fleischeinlage besteht aus Schweineschwanzstücken und Hühnerfüßen (genau, die Teile mit den Zehen dran) ist schon etwas gewöhnungsbedürftig.
Nach dem Essen werfen wir einen Blick auf die eben noch felsige Küste. Ein Stückchen weiter beginnt dann schon das Marinereservat Buccoreef. Wir machen einen kurzen Stop, um auf das hellblaue Wasser zu schauen. Es ist ein Jetty für Ausflugsboote. Die wenigen Touristen sind wohl schon zurück gebracht. Jetzt werden hier Autos mit viel Schaum gewaschen, im Naturschutzgebiet. Das ist irgendwie anders …
Wir ziehen nun doch weiter zum Pigeon Point Beach. Das ist wohl die touristischste Ecke der Insel. Da wir schon etwas spät sind, brauchen wir an der Schranke den Eintritt nicht mehr zu bezahlen. Dahinter erwartet uns Postkartenkaribik mit weißem Strand, Bars, Souvenirläden und Touristenbespaßung. So langsam werden allerdings die Bordsteine hochgeklappt, es ist kurz nach 1700 Uhr und wird bald dunkel. Wir können gerade noch ein Sanihäuschen entern. Nach uns wird abgeschlossen. An der Surfstation treffen wir auf Brett, einen weißen Tobagioaner. Er verleiht Wasserspaß aller Art. Thomas und Michael kommen sofort mit ihm ins Gespräch. Manchmal verkauft er auch sein altes Equipment. Und schwupp sind unsere Kapitäne in einem Schuppen voller Wingfoilzeugs verschwunden …
Dabei haben wir ein sehr angenehmes Gespräch mit dem jungen Eigner. Er ist als weißer Junge in Charlotteville aufgewachsen und gehörte damit zur Minderheit in der Gemeinschaftsschule. Dort hat er als erstes gelernt zu kämpfen …
Seinen kleinen Jungen (5 und 7) will er das ersparen. Sie besuchen darum eine private Schule. Da ist Tobago wohl doch nicht so entspannt, freundlich wie es auf uns wirkt.
Wir genießen noch den Sonnenuntergang und machen uns dann auf den Heimweg. Der Tag war wieder mal viel zu schnell um.
Thomas überlegt noch ein paar Tage, dann kommt er mit Brett ins Geschäft. Andreas, der TO-Mann, ist sofort helfend dabei. Er holt mit seinem großen Auto das Board ab und bringt es nach Charlotteville. Dabei hat er diesmal einen Freund, der sich privat um Tobagos Landfunkstelle kümmert, dabei. Sofort kommen wir in ein interessantes Gespräch.