Von Tobago nach Grenada 

Irgendwie will uns diese wundervolle Insel nicht loslassen. Eben saßen Susanne und Michael noch auf einen letzten gemeinsamen Kaffee bei schönstem Sonnenschein bei uns an Bord. Nun sind wir startklar und es schüttet so, dass man die Ufer der Bucht kaum noch erkennt. 

Kurz nach 1600 Uhr eisen wir uns dann doch los. Der Himmel sieht ja wieder hellblau aus. Ein Abschiedströt ertönt von der MaLu und schon sind wir wieder allein unterwegs. Wie um unsere Entscheidung nochmal ins Wanken zu bringen, öffnet der Himmel wieder seine Schleusen. Tapfer hockt der Kapitän mit seiner Regenjacke im Cockpit und steuert die Seestern ins offene Wasser. Die Welle ist oberekelig. Es gefällt mir gar nicht, dass ich unter Deck ausharren muss, aber unsere Plicht hat inzwischen keinen trockenen Fleck mehr. Zum Glück ist der Guss so schnell wieder vorbei, wie er gekommen ist. Zum Abschied kommt ein Delfin längsseits. Ein paarmal taucht er kurz neben uns auf. Es ist immer wieder ein magischer Moment diese schönen, agilen Tiere zu treffen.

Die schaukeligen Wellen wollen sich heute leider nicht beruhigen. Sie begleiten uns noch bis tief in die Nacht hinein. Mit Seabands bewaffnet, mache ich es mir draußen so halbwegs bequem. Thomas verschwindet als erster in die Koje. Da wir eine sehr befahrene Schifffahrtsstrecke queren, piepst laufend der Alarm. Zwei Squalls entscheiden sich zum Glück rechts und links an uns vorbei zu ziehen. So wird es doch eine recht ruhige Nacht und ich kann mich an den Sternen und dem glitzernden Plankton im Meer erfreuen. Der noch fast volle Mond sorgt dafür, dass der Horizont nie ganz verschwindet und die dicken Wolken zu erkennen sind. Gegen 0200 Uhr tauschen wir. Nun versuche ich mich in der Koje zu verkeilen. Die von schräg hinten anrollende Welle erinnert mich irgendwie an unsere Atlantiküberquerung. Ich brauche lange, bis ich mich überall so festgeklemmt habe, dass weder der Kopf, noch der Bauch oder irgendetwas anderes hin und her rollt. Manchmal fühlt es sich kurz vor dem einschlafen so an, als hätte die Haut zwar einen festen Platz gefunden aber alles darinnen kullert durcheinander …

Dann kommt eine dicke Regenwolke und der Kapitän schiebt das Steckschott in den Eingang. Im Nu wird die Kajüte zur Sauna. Irgendwann muss ich aber doch eingeschlafen sein. Als ich geweckt werde, ist Grenada schon am Horizont zu sehen. Es gibt ein schnelles Müsli und einen Becher Kaffee für jeden. Die Wellen haben sich zumindest etwas beruhigt. Gegen 1000 Uhr haben wir die 84 sm geschafft.

Dieses Mal laufen wir in die Prickly Bay ein, wie bei unserem ersten Besuch auf der Gewürzinsel. Hier haben wir kurze Wege zum Einklarieren und in die Stadt und eine gute und günstige Option zu Wäsche waschen. Kaum liegt unser Anker, meldet sich die Nina-Crew. Wir lernten sie kurz vor Ostern hier kennen. Damals waren sie schon fast auf dem Weg zum Auskranen, um nach Hause zu fliegen. Wir verabreden uns für den Abend, und arbeiten unser Tagesprogramm ab. 

Zum abendlichen Ausflug in den Containerpark (hier gibt’s fast internationale Küche) bringen Angela und Franz noch Martina und Peter von der SY Bummler mit. Die Beiden sind vor einigen Jahren in Brandenburg auf dem Beetzsee (dem Revier meiner Kindheit) gestartet und über Flüsse und Kanäle ins Mittelmeer gereist. In der Karibik waren sie nun auch schon 5 oder 6 Jahre. Zusammen mit der Nina wollen sie im Dezember durch den Panamakanal. So trennen sich unsere Wege leider kurz nachdem sie sich gekreuzt haben schon wieder …

Am nächsten Tag fahren wir mit dem Bus in die Stadt, holen Päckchen ab und besuchen die hiesige Spectravertretung. Dort bekommen wir eine umfangreiche Beratung zu den Problemen unseres Wassermachers und den Kontakt zu einem Mechaniker. Ich bin schon gespannt, ob er uns weiterhelfen wird. Leider vertröstet er uns auf die nächste Woche. 

Also nochmal Wasser tanken. Wie der Zufall es will, ist die Wassertankstelle „out of order, right now“, als wir sie brauchen. Vielleicht geht es in einer Stunde oder morgen wieder …

So fahren wir ohne Wasser rüber nach Woburn. In der Prickly Bay schaukelt es doch zu sehr, dass man nicht mal seine Kaffeetasse abstellen kann.

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