Auf der Ladefläche des alten Geländewagens rumpeln wir zum Turtle Beach. Die Fahrt an sich ist schon ein Abenteuer. Ich kralle mich am Dach fest, um bei den Bodendellen nicht abzufallen. Kurz vor dem Ziel müssen wir den Kopf einziehen, da einige Äste ziemlich tief hängen …
Am Strand angekommen vollführt Devon eine Art Tanz über den Ufersaum. Dass ist der Turtledance verkündet er grinsend. Dabei tastet er vorsichtig mit den Füßen nach weichen Stellen, unter denen die Gelege sind. Da hat er auch schon eines gefunden. Mit den Händen schaufelt er den Sand beiseite. Etwa eine Woche brauchen die kleinen Schildkröten, um sich selbst frei zu schaufeln. Da müssen sie ein ordentliches Training absolvieren, bis sie das erste mal in ihrem Leben etwas essen können. Zwischen vielen leeren Eihüllen kommt ein klitzekleines Baby zum Vorschein. Seine Geschwister sind alle schon weg. Tapfer kämpft es sich zum Meer. Die erste Welle schiebt es zurück auf den Strand. Ganz schön hart so eine erste Wanderung. Aber dann ist es geschafft und die kleine Hawksbill Turtle hat es geschafft.
Inzwischen ruft uns Devon zur nächsten Stelle. Der alte Hase ist selbst ganz aufgeregt. Dieses Mal ist das Nest noch voll. Über 200 der kleinen Tierchen kommen uns entgegen gekrabbelt. Was für ein magischer Moment!
Das hat die Natur wieder mal gut durchdacht. Wie ferngesteuert wenden sie die kleinen Krabbler zum Meer und stampfen los. Erst ganz langsam, dann immer schneller. Später sind nur noch die winzigen Köpfe beim Luftholen zu sehen. Jetzt heißt es so schnell wie möglich ins offene Wasser zu kommen. In der Luft und im Wasser lauern schon hungrige Kreaturen, die sich auf einen kleinen Snack freuen. Hunger haben wohl auch die kleinen Schildkröten. Sie machen sich erstmal auf die Suche nach Plankton. Später werden sie mit ihren harten Schnäbeln, die ihnen den Name eingebracht haben (Hawksbill = Hackscnabel/Falkenschnabel), an den Korallen knabbern.
Höchstens vier oder fünf von den etwa 240 Winzlingen werden in etwa 5 Jahren zur Eiablage zurückkehren. In diesem Nest waren wohl ausschließlich Weibchen. Denn es war besonders heiß in den letzten Wochen. Für männliche Nachkommen braucht es wohl Temperaturen unter 30 Grad, erklärt Devon.
Für uns geht es auf den Rückenweg. Die Fuhre (mit uns sind noch ein paar andere Segler aus der Bucht) ist diesmal viel ruhiger. Die anderen sind wohl auch noch ganz verzaubert von dem besonderen Erlebnis.
Auf dem Rückweg macht uns Devon wieder auf besondere Bäume, wie eine Palme mit gekringeltem Stamm aufmerksam. Die hängenden Vogelnester, die er uns schon im Wald zeigen wollte, entdecken wir direkt am Straßenrand.
Was für ein toller, erlebnisreicher Tag!
Auf der MaLu kreieren wir gemeinsam ein Abendbrot und lassen die letzten Stunden nochmals Revue passieren.
Dann wird es Zeit, die letzten gemeinsamen Tage in der Pirates Bay zu planen. Wir werden am Sonntag zurück nach Grenada segeln. Die MaLu hat einen Termin in Trinidad, um ihren Unterwasseranstrich zu erneuern.
Aber ab Ende November wollen wir wieder ein Stück gemeinsam nach Norden segeln. Wir freuen uns schon darauf …