Zeit mal wieder die Leinen zu lösen 

Dass uns die grüne Insel langsam vereinnahmt, hatte ich ja neulich schon erwähnt. Wir werden langsam unruhig und wollen uns mal wieder bewegen. Der MaLu scheint es ähnlich zu gehen. Abwechselnd assistieren wir bei der Kontrolle im Mast. Beide Male endet die Aktion auf dem jeweiligen Vorschiff zur Verabschiedung einer rot glühenden Sonne. Was für ein schönes Plätzchen. Das hatten wir noch gar nicht so für uns entdeckt. Wenn die heiße Sonne verschwunden ist, weht ein laues Lüftchen über das Deck und wir sitzen trotz Deckslicht sogar Mückenfrei. Hier schmieden wir gemeinsam Pläne für einen nächsten Ausflug.

Tatsächlich fahren wir Anfang September zum Ausklarieren in die Stadt. Entsorgen unseren Müll, dann räumen wir das Schiffchen auf und stecken alles fest. Am Abend treffen wir uns noch einmal mit unserer kleinen Community auf Hog. Jeder hat eine Kleinigkeit zum Knabbern dabei und eiskalte Getränke gibt’s aus einer der Bars. Ein bisschen weh ums Herz ist uns schon, nach der langen Zeit unsere Lieblingsfamilycrew hier zurück zu lassen. Wir haben so viel zusammen erlebt in den letzten 3 Monaten. Dieses Mal wird es nur ein Abschied auf Zeit, denn spätestens Mitte Oktober wollen wir wieder hier sein. Ob Christian dann sein selbst gebautes Segeldinghi schon eingeweiht hat. Die HelloGitti bleibt auch hier. Sie bereiten ihr neu erworbenes Schiff vor. Wir wollen auf jeden Fall zum Stapellauf wieder da sein.

Am Mittwoch geht es los. Die MaLu wird etwas später Richtung Norden folgen. Ich bin gespannt, wann wir zusammentreffen.

Wir arbeiten uns nun ganz gemütlich Grenadas Ostküste hinauf. Es ist wirklich perfektes Wetter. Etwa auf der Hälfte der Insel tauschen wir die Genua gegen den Genaker. Jetzt geht die Seestern aber ab. An der Nordspitze Grenadas müssen wir das Leichtwindsegel wieder einfangen. Der Wind briest zwischen den Inseln deutlich auf. So büßen wir kaum Geschwindigkeit ein.

Als wir Carriacou erreichen, ist es erst 1630 Uhr und wir beschließen die 8 sm bis Union Island weiter zu segeln. Es ist einfach zu schön. Die Sonne verabschiedet sich in allen erdenklichen Rottönen, während sie im Meer versinkt. Mit dem letzten Licht legen wir das Grundeisen nach 50 sm in die leere Chathambay. Was für ein toller erster Segeltag nach der langen Pause! 

Von den kleinen bunten Hütten am Strand ist nichts mehr übrig. Nur das Resort am Südende der Bucht scheint noch zu bestehen.

Am Morgen sehen wir dann das erschreckende Ausmaß. Sogar die Bäume sind kahl, haben nicht mal mehr Zweige. Im Resort wird fleißig gearbeitet. Offenbar waren auch nur noch die steinernen Grundmauern übrig. Die Holzaufbauten sehen ganz frisch aus. 

Den Platz von Vanessas rosafarbenen Bar mit den Schaukeln und den Palmenwedelschirmchen erkennen wir nur noch an verstreuten Fenstern … Jemand hat schon angefangen, umgestürzte Bäume zu zerlegen. Von dem Restaurant, in dem wir Pfingstsonntag die kleine Band auf der großen, überdachten Holzterrasse genossen hatten, sind nurmehr ein paar weiße Stützen und ein Haufen Schutt übrig. 

Die Nobelvilla auf dem Berg scheint dagegen nur ihr Dach verloren zu haben.

Wahnsinn, wie Beryl hier gewütet hat. 

Wo sich wohl die ganzen Vögel versteckt hatten. Sie zwitschern vom Land aus zu uns herüber. Die Seevögel sind auf der Jagd nach Fisch, wie bei unserem letzten Besuch hier … 

Der zweite Tag ist sehr abwechslungsreich. Wir starten mit wenig Wind, dann müssen wir reffen, mittags können wir das Leichtwindsegel wieder herausholen und dann ist plötzlich wieder gar kein Wind mehr. 
Ein Töpel macht es sich für eine Pause auf unserem Bugkorb bequem. Er lässt sich nicht mal stören, als Thomas am Mast herum hantiert.
Die Fische, die wir um uns herum springenden sehen, lassen sich auch nicht stören, nichtmal vom fröhlich planschenden Köder …

So stranden wir nach 41 sm in der glasklaren, ruhigen Keartons Bay auf St. Vincent. Auf dem Hinweg waren wir schon einmal hier, im Februar. Dieses Mal sitzen wir am Abend ganz allein bei Rosi, der TO-Sützpunktleiterin, und ihrem Mann Orlando im Rock-Side-Café. Bei angenehmen Gesprächen mit Rosi und einem leckeren Essen vergeht der Abend sehr schnell. Dann paddelt uns Orlando wieder zurück zu unserer Schwimmhütte.

Auch am dritten Tag müssen wir den Wind erstmal suchen. Ein kleiner Regenbogen begleitet uns aus der noch verschlafenen Bucht heraus. Am Nordende von St. Vincent funzt es dann aber wieder.

Das Wasser ist so blau, wie schon lange nicht mehr, wir können uns kaum sattsehen. Seevögel begleiten uns und fliegende Fische springen neben der Seestern aus dem Meer. Am Südenende von St. Lucia begrüßen uns zwei Delfine. Sie schwimmen uns in einiger Entfernung entgegen. Was für ein tolles Seglerglück wir haben. Die MaLu, die einen Tag nach uns gestartet ist, hat sich inzwischen auch schon auf knapp 10 sm angenähert. Ob wir morgen das letzte Stück auf Sichtweite fahren können?

Kurz vor sechs fällt das Grundeisen nach 56 sm  in die Rodney Bay. Wir schaffen es gerade noch rechtzeitig zum Sonnenuntergang in das herrliche, hellblaue Wasser zu hüpfen. Susanne und Michael sind etwa eine Stunde später da.

Heute können wir ausschlafen, der Weg ist nicht mehr so weit. Pünktlich zum Frühstück erscheint unser alter Freund Gregory mit seinem Vitamintaxi. Das kommt uns gerade recht. Wir kaufen ein paar Bananen für unterwegs, Ananas und Tomaten. 

Nach einem gemütlichen, ausgiebigen Morgenmahl packen wir zusammen und machen uns startklar.

Mit 60 Grad zum Wind können wir unseren nächsten Ankerplatz anliegen. Die Seestern geht ab wie Hulle und die letzten 24 sm sind schnell geschafft. Am Ziel hört Thomas, wie die Funke unseren Namen ruft. Die Mokendeist erwartet uns schon. Stefan gibt mir die Richtung durch und Anne wedelt wie wild mit einem Tuch. Neben ihnen ist noch Platz frei. Was für eine tolle Begrüßung. Unser Anker fällt am frühen Nachmittag vor St. Anne/Martinique. Das war auch unser erster Ankerplatz in der Karibik. Die insgesamt etwa 170 sm haben wir in 4 recht entspannten Tagesetappen geschafft.

Wir schwimmen gleich mal zu Anne und Stefan rüber, auf ein kaltes Anlegegetränk und einen ersten Austausch.

Am Abend laden wir die Mokendeists und die MaLus auf die Seestern zu einem kleinen TO-Abend ein.

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