Da wir am Wochenende hier gelandet sind, ankern wir erstmal vor St. Anne. In der weitläufigen Bucht ist das Wasser viel klarer, als in Le Marin. Wir nutzen die Zeit zum ausgiebigen Baden und räumen das Segelcaos auf. Samstag Nachmittag fahren wir rüber zum Land. Das kleine Örtchen wirkt sehr verschlafen. Die französischen Ferien sind seit zwei Wochen vorbei. Nun wurden wohl die Bürgersteige teilweise eingeklappt. Wir gönnen uns ein Eis. Später genießen wir gemeinsam mit den Mokendeists und den MaLus ein eiskaltes Bier an der Promenade und beobachten den Sonnenuntergang. Natürlich fanden wir kein offenes Lokal. Wir mussten unsere Getränke im Supermarkt kaufen …
Pizza gibt’s auch nur zum mitnehmen. Egal, dann essen wir eben zu Hause. Lecker ist sie trotzdem.
Montag setzen wir um, was gar nicht so einfach ist. Erst bekommen wir eine ordentliche Decksdusche. Das erinnert mich irgendwie an unsere Ankunft hier vor ziemlich genau neun Monaten. Unglaublich viele Boote liegen vor Le Marin und wir eiern eine ganze Weile herum, bis wir ein gutes Plätzchen finden. Nun geht’s erstmal an Land. Wir haben ja ein bisschen Programm abzuarbeiten. Während ich unsere große Wäsche beaufsichtige, ist Thomas schon in diversen Bootsläden unterwegs. Ein paar Kleinigkeiten, wie Käse, Honig und Obst wandern auch in unseren Rucksack. Zurück am Boot gibt es mal wieder frische Betten und Handtücher. Jetzt duftet die Seestern wie ein Blumenladen, denn im Waschsalon war das Waschmittel schon in der Maschine …
Für drei Tage mieten wir zusammen mit den MaLus ein Auto. Das erhöht unseren Radius kolossal. Die erste Tour führt uns in zwei große Einkaufszentren, in denen wir vor allem unsere Garderobe aufstocken. Sonne und Salz setzen der Kleidung ganz schön zu, so dass wir vor allem unsere Lieblingssachen entsorgen mussten.
Auf der Suche nach Ersatzteilen für die Verrohrungen (Schneidringverschraubungen und Hochdruckrohr aus VA) von unserem kleinen Wasserwerk kommen wir ganz schön rum. Der Spectrasevicepartner hat leider nichts passendes am Lager. Bestellen dauert circa zwei karibische Wochen und kostet etwa 250€ allein für den Transport. Aber es wird uns eine andere Werkstatt vorgeschlagen, die sich mit Hydraulik beschäftigt. Dort gibt’s leider auch nichts, aber die Adresse eines anderen Betriebes … So fahren wir alle einschlägigen Orte ab. Man ist freundlich und sehr bemüht, aber Keiner kann uns helfen. Da muss sich Captain McGyver wohl selbst etwas einfallen lassen …
Donnerstag Abend ist Happy-Wurst-Hour bei „Mami‘s Ti Smokehouse“. Wir treffen uns dort mit einigen anderen deutschen Crews auf eine Riesencurrywurst mit Pommes. Das ist schon eine besondere Geschäftsidee des deutschen Pärchens, das sich vor ein paar Jahren hier niedergelassen hat. Die Wurst ist ausgezeichnet. So knackig gibt es das in der Karibik normalerweise nicht.
Da Martinique nicht nur Karibik, sondern auch Europa ist, Bunkern wir auch Lebensmittel. Für karibische Verhältnisse ist es hier relativ günstig und es gibt auch Sachen, die andere Inseln nicht anbieten. Wir lagern von allem Kaffee, Käse, Olivenöl, Schokoaufstrich, Honig, ein paar Konserven, Bier und Wein ein.
Klar schauen wir uns auch ein wenig auf der Insel um, aber davon erzähle ich im nächsten Beitrag.
Zur Zeit gehen die Inselbewohner auf die Barrikaden.
Sie machen unter Anderem mit ihren teilweise brennenden Straßensperren auf die wachsende Schere zwischen dem durchschnittlichen Einkommen und den steigenden Lebenshaltungskosten aufmerksam. Es gibt quasi keine Industrie auf der Insel. Außer Zuckerrohr für Rhum und natürlich den Rhum selbst und Bananen für den Export wird hier nicht viel produziert. Martinique ist dadurch vom Mutterland Frankreich abhängig. Entsprechend teurer sind die Produkte, die aus Übersee kommen. Auf der anderen Seite liegt die Arbeitslosenquote bei über 20%. Das macht die Menschen unzufrieden …
Wir kommen auf den Hauptverkehrsadern an einigen Stellen vorbei, an denen sich der Müll türmt und teilweise noch Autos und Kühlschränke vor sich hin qualmen. Polizei und Feuerwehr sind hinterher, den Verkehr am Laufen zu halten …