Auf den Spuren der ehemaligen Besatzer

Hoch über der Stadt thront Ford Frederick oder das, was davon noch übrig ist. Eine der am besten erhaltenen Festungen der Karibik stand bei Google. Das wollen wir uns mal ansehen. Zusammen mit unser Lieblingsreisegruppe MaLu und Endless Summer steigen wir in den „Zweier“-Bus. Am Springs Foodmart, bevor die Straße wieder runter in die Stadt führt steigen wir aus. Eine schmale Straße führt uns immer weiter nach oben. An einem kleinen Lädchen werden wir eingeladen auf die hintere Terrasse zu kommen. Hier hat man die beste Aussicht in die Bucht von St. George’s. Wir bekommen auch fachkundige Erläuterungen. Was wir aus der Stadt als Festung wahrgenommen haben, stellt sich hier oben als ehemaliges Militärkrankenhaus und heutiges Gefängnis der Insel heraus. Ein recht großer Komplex mit separatem Frauentrakt und Autowerkstatt für die Resozialisierung … 

Das eiskalte Wasser, das hier im Laden verkauft wird, zischt durch unseren Kehlen bevor wir die letzten Meter zur Burg hochsteigen. 

Etwas enttäuscht sind wir, dass dann doch nicht viel mehr als Teile der Außenmauer zu sehen sind. Im Inneren wächst englischer Rasen. Der Rundumblick entschädigt uns. 

Die Franzosen begannen diese und eine Reihe anderer Festungen zu bauen, nachdem sie den Briten 1779 Grenada entrissen hatten. 

Später wurde der Bau von den Briten vollendet, als diese die Insel zurückerobert hatten. 

Schon in 1850er Jahren wurde dieser Militärstützpunkt, so wie die meisten anderen Verteidigungsanlagen in der Karibik aufgegeben. Die Inseln waren wohl untereinander aufgeteilt und es gab keinen Grund mehr für die ständigen Streitereien …

Die Natur übernahm dann recht schnell die Anlage. Die von Sklaven behauenen Steine wurden teilweise zum Bau neuer Gebäude gestohlen … steht auf den Schautafeln in der Burg. Das erklärt das heutige Bild.

„Während der Grenada-Revolution 1979 diente Fort Frederick als Hauptquartier der motorisierten Division der damaligen Volksrevolutionären Armee (PRA). Das von Maurice Bishop geleitete Zentralkomitee hielt in der späteren Revolutionsperiode des Jahres 1983 Sitzungen auf diesem Fort ab. Am 19. Oktober 1983, während ein Treffen auf Fort Frederick stattfand, gab der Chef der PRA, Oberstleutnant Ewart Layne, den Befehl zur militärischen Rückeroberung oder Rückeroberung von Fort George. Premierminister Maurice Bishop und andere Kabinettsmitglieder wurden getötet, was am 25. Oktober 1983 zur US-Intervention (Operation Urgent Fury) führte.

Es wurde berichtet, dass es infolge der Platzierung der PRA-Flagge von Fort Frederick und der Aufstellung einer Flugabwehrbatterie im Hof des nahe gelegenen Fort Matthew (damals psychiatrische Anstalt) zu einem Angriff auf Fort Matthew kam . Es wurde versehentlich von US-Jets bombardiert, wobei viele Insassen ums Leben kamen. Es wird angenommen, dass sich Mitglieder des Revolutionären Militärrats während dieses Angriffs in den Gemächern von Fort Frederick versteckten, sagt PureGrenada.com zur jüngsten Geschichte.

Fort Matthew sehen wir uns gleich als nächstes an. Dieses sieht auch ziemlich ramponiert aus, aber es sind noch einige Gebäude erhalten. Voller Entdeckerdrang stromern wir durch den Komplex. Hier gibt’s keine Schautafeln und wir versuchen zu ergründen, welche Räume wir vor uns haben. Die Sanitäranlagen, die Arrestzellen und die Küche sind eindeutig zu erkennen. In den kühlen Tunneln unter der Burg leben inzwischen viele Fledermäuse. Noch bevor wir sie entdecken flattern schon die ersten dicht an unseren Köpfen vorbei. Auch hier versucht die Natur die Oberhand zu gewinnen. Die meisten Dächer sind längst verschwunden und dichte Vegetation überwuchert den großen Saal. Neben den Flugkünstlern treffen wir leuchtend grüne Eidechsen und bunte Schmetterlinge. Termiten haben ihre Gänge an den Mauern entlang gebaut. Sie haben wohl das Holz der Dachkonstruktiin geholt. 

Im Hof ist eine Bühne aufgebaut. Ob es hier in den letzten Jahren Veranstaltungen gab? Vielleicht mit Musik oder Schauspiel. Der Sound hier zwischen den dicken, hohen Mauern ist jedenfalls toll.

Was für ein verzauberhafter Ort. 

Der Weg zurück geht mehr oder weniger bergab. Der Verkehr auf der Straße macht es etwas anstrengend. Die bunt blühenden Hecken an den Grundstücken entschädigen etwas …

Die etwa 6 1/2 km Straßenwanderung hat uns ganz schön geschafft. Was liegt da näher, als das House of Chocolate für eine anschließende Pause mit unseren Lieblingserfrischungen?

Auf unserem Weg zum Markt spricht uns ein Local an. Er fragt uns, wo wir herkommen und ob wir schon am Fort warten. Er erzählt uns auch vom Massaka 1983, als die US-Army angriff und das damals sowohl Kabinettsmitglieder als auch viele Zivilisten umgekommen seien. Das Thema wurde in dem Film „Heartbreak Ridge“ mit Clint Eastwood verarbeitet, erzählt er. Wir sollten uns das unbedingt anschauen, denn einige Szenen wurden direkt hier gedreht …

Für unseren Wochenendeinkauf sind wir am Freitagnachmittag schon etwas spät dran. Das Obst und Gemüse auf dem Markt ist schon ziemlich ausgesucht und im Foodland gibt’s kaum noch Brot. Wir werden wohl trotzdem nicht hungern müssen ;o) 

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