Die ca. 25 sm von Mayreau nach Port Elisabeth sind schon am zeitigen Nachmittag geschafft. Zurück in Bequia holen wir gleich nochmal Nachschub vom Meshgewebe. Das kleine Nähstudio ist dann fix aufgebaut. Unglaublich, wie schnell so eine Naht fertig ist, wenn man eine Maschine zur Verfügung hat. Nach gut zwei Tagen sind die zwei fehlenden Teile zum Ausprobieren bereit. Nun können wir jede Seite einzeln oder auch verschiedene Ecken zusammen beschatten. Mit ein paar kleinen zusätzlichen Laschen/Überlappungen (vor allem dort, wo Befestigungen durchgeführt werden ) könnten wir uns dann auch mückensicher verschanzen.
Neben uns ankert die „Arone“ eine 22 Jahre alte HR40 unter amerikanischer Flagge. Mit Paul und seiner Crew kommen wir beim Schwimmen ins Gespräch. Kurz darauf besuchen wir uns gegenseitig, um uns die Schiffe zu zeigen. Obwohl die beiden fast gleichgroßen Boote in der selben Werft gebaut wurden, finden sich große Unterschiede, besonders in der Aufteilung. Bei einem kalten Saft auf der „Arone“ genießen wir einen sehr angenehmen Austausch mit den drei Japanern.
Unseren Vorrat an Obst, Gemüse, Bananabread und Brot können wir in Port Elisabeth täglich ergänzen, da immer ein paar Händler mit frischen Waren auf Abnehmer warten. Dabei nehmen wir auch gerne eins der vielen Lunchangebote war. Für umgerechnet 3-5€ bekommt man leckere Mahlzeiten meist mit Gemüse, Kochbananen, Salat und Huhn oder Fisch. Dort, wo sich die Einheimischen versorgen ist es auch immer besonders lecker.
Am Montag melden wir uns nun ganz offiziell von St. Vincent und den Grenadinen ab.
Um 0615 Uhr geht am Dienstag unser Anker hoch. Unter Großsegel schleichen wir aus der Admirality Bay. Wir sind gar nicht die Einzigen, die so zeitig aufbrechen. Ein Boot nach dem anderen löst sich aus dem Ankerfeld. Hinter uns taucht die aufgehende Sonne Port Elisabeth langsam in goldenes Licht. Schön sieht das aus. Mit halben Wind von Backbord sausen wir dahin. Seevögel jagen in der Ferne und auch wir wässern mal wieder unser „Jagdgeschirr“.
Ganz zufällig, bei einer Kontrolle der Angel sah ich, dass die Seestern plötzlich einen langen blauen Schwanz hinterher zieht. Also nehmen wir mal Fahrt aus dem Schiff und Thomas versucht mit dem Bootshaken zu angeln. Erst, als wir die Genua weggerollt hatten und praktisch im Wind standen, ließ sich das Gerödel einsammeln. Ein ganzes Knäuel verschiedener Seile, zwei Schwimmkörper, ein langer Stock und ‘ne Menge Sargassum haben wir uns da eingefangen. Zum Glück stand die Schiffsschraube still …
Unser Köder hat heute ausgiebig gebadet und ist mit den fliegenden Fischen um die Wette geschwommen. Eine Aufbesserung des Abendbrotes hat er uns leider nicht beschert. Gegen 1400 lassen wir den Anker auf Carriacou in der Tyrell Bay fallen. Die 40 sm haben wir heute in knapp 8 Stunden geschafft. Da wir noch bis 1600 Uhr Zeit zum Einklarieren haben, räumen wir schnell das Boot auf und machen ganz fix das Dinghi klar. Die Crew der französischen Ketch, die uns während unserer Seilfanganktion überholt hat, stoppt kurz an der Seestern. Sie hatten uns genau im Blick, bis wir unser Vorsegel wieder draußen hatten. Sie waren in Bereitschaft, falls wir nach Hilfe Funken, berichten sie uns. Gut zu Wissen. Das ist echte Seemannschaft!
Vor dem winzigen Zollbüro steht schon eine kleine Schlange. „Come in, we are open“ steht an der Tür. Beim Eintreten wird man angeblafft, dass immer nur eine Person rein darf. Während der Wartezeit wird das Zettelpotpourri an der Eingangstür noch mit dem Hinweis: „Das Sitzen und Stehen auf der Treppe ist verboten!“ ergänzt. Vor Thomas warten noch zwei Skipper, als ich vom entsorgen unseres Spezialfangs zurück kehre. Da schaue ich noch kurz in den kleinen Laden, der neben den nötigsten Lebensmitteln auch ein paar Teile Yachzubehör verkauft. Jetzt ist mein Kapitän schon Zweiter und ich bestelle zwei geeiste Kaffee in der Bar nebenan, kann ja nicht mehr so lange dauern. Meinen Eiskaffee habe ich halb aus, da gesellt sich der total geschaffte Lieblingsmann dazu. „Das war vielleicht eine Begegnung“ sagt er. Obwohl wir wieder die Einreise über „Sailclear“ angekündigt hatten, zog sich das Prozedere hin. Thomas berichtet geschockt von einem rigiden Vorgang. Er wurde neben dem Schreibtisch platziert und als er auf eine Frage der Beamtin reagiert, sehr autoritär darauf hingewiesen, dass sie nicht von der Seite sondern nur von vorne anzusprechen ist … Eine kanadische Skipperin, sie war mit Thomas im Office, kommt an unseren Tisch. Die beiden tauschen sich erstmal aufgeregt über das eben Erlebte aus. Dann können wir uns mit ihr über unsere Reisen unterhalten. Die Kanadierin (vor lauter Aufregung ist die Vorstellungsrunde untergegangen) ist schon einige Male in die Karibik gesegelt. So können wir wieder ein paar gute Tipps für die weiteren Etappen mitnehmen …
Nun steigen wir die steile Auffahrt hoch, um den Weg hinunter in den Ort zu laufen. Von hier oben hat man immer wieder tolle Durchblicke auf die hufeisenförmige Bucht. Wir sehen unsere Seestern aus verschiedenen Perspektiven. An der schmalen Hauptstraße reiht sich ein bunt bemaltes Lokal an das Andere. Wir sind erstmal auf der Suche nach Lebensmitteln. An „Rufus Produce Stand“, einer kleinen blauen Hütte gibt es eine gute Auswahl lokaler Obst- und Gemüsesorten. Wir leisten uns mal wieder eine Papaya. Hinter der Hütte baut Rufus Salat und Kräuter an. Dort waren wir sicher nicht das letzte Mal. Es gibt noch drei kleine Supermärkte mit einem erstaunlich guten Angebot.
Die Sonne macht sich gerade in den allerschönsten Farben zum Untergehen bereit, als wir zurück auf unsere Schwimmhütte kommen.
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