Concord Falls

Dieses Mal wurden wir von waagerechtem Regen mit dicken Tropfen aufgehalten. Gerade, als wir startklar waren, ging es los. Eine halbe Stunde später ist der Schauer vorüber und wir machen uns auf den Weg. Susanne und Michael treffen wir kurz vor dem Dinghidock. So können wir gemeinsam den nächsten Bus nach St. George’s entern. In der Stadt ist heute ordentlich was los. Es ist Kinderkarneval und alle Familien der Insel scheinen auf den Beinen zu sein. Kinder aller Altersgruppen in farbenfrohen, kunstvollen Kostümen stehen in Gruppen zusammen. Im Nationalstadion findet später eine große Veranstaltung statt.

Mit der Linie 5 schlängeln wir uns die Westküste hinauf. Im Örtchen Concord steigen wir aus. Eine schmale Straße führt hinauf zum ersten Wasserfall. Rechts und links der Straße stehen voll beladene Obstbäume. Hier müssen wir auf dem Rückweg mal genauer hinschauen.

Plötzlich raschelt es in den Baumkronen. Wir dachten zuerst an Mangopflücker. Da entdeckt Michael einige plüschige Gesellen, von Baum zu Baum springen. Die kleinen Monaäffchen, nach denen wir am Etang See schon Ausschau hielten, scheinen hier in dem riesigen Obstgarten zu leben. Gebannt stehen wir und beobachten die agilen Kerlchen.

Die kleine, ruhige Straße führt uns langsam bergauf. Die Ausläufer des Hurrikan Beryl haben an den teilweise sehr steilen Hängen neben dem flachen, sprudelnden Flüsschen einige Spuren hinterlassen. Besonders die langen Bambusstangen liegen kreuz und quer, aber auch ein paar der großen, alten Bäume. Am ersten Wasserfall leben ein paar der Monaäffchen in zwei großen Käfigen. Sie gehen mit den Touristen in Interaktion. Ihre schmalen Hände greifen auch gerne mal durch das Drahtgitter nach einem Telefon oder Fotoapparat. Ansonsten wirken sie eher gelangweilt.

In dem kleinen Lokal sind wir die einzigen Gäste und sehr dankbar für eiskalten Saft, der angenehme Abkühlung bringt. Im Becken vor dem Fall planscht eine kleine Reisegruppe. Wir wollen noch ein Stück weiter hoch zum zweiten Wasserfall. Die Straße ist nun zu Ende und wir folgen einem schmalen Pfad auf der anderen Bachseite. Schmetterlinge und Bienen tummeln sich hier ungestört auf den Wildblumen. 

An einer Furt müssen wir über ein paar größere Steine auf die andere Seite wechseln. Teilweise wurde der Weg vor kurzem freigeschnitten und vom umgekippten Bambus und auch dem einen oder anderen Baum befreit. Nach einem erneuten Seitenwechsel verliert sich der Pfad im knietiefen Dickicht. Durch unsere Schritte werden etliche Mücken aufgescheucht. Da beschließen wir dann doch lieber umzukehren. An der ersten Furt hat der kleine Fluss ein paar Pools gebildet, da kann man sicher auch gut baden. Lustig sprudelt das klare Wasser um die großen Steine. Libellen schwirren an der Wasseroberfläche. Was für eine Idylle. Im Wasser ist auch eine Menge Bewegung. Zuerst nimmt Susanne etwas leuchtend Blaues war. Wir zwei Frauen wollen uns das genauer anschauen, während die Männer erstmal abtauchen. 

Neben kleinen hellblauen und grauen Fischlein entdecke ich einen schwarzroten Flusskrebs, der gar nicht mal so klein ist. Die Lust auf Baden ist nun etwas gedämpft. Ich beobachte lieber das wilde Treiben unter und über der Wasseroberfläche.

Das kühle Bad nehmen wir dann in dem etwas tieferen Pool an dem ersten Wasserfall. Auch hier sind wir inzwischen ganz alleine. Es zahlt sich eben aus, in der Nebensaison unterwegs zu sein. Der Parkplatz ist für etwa 20 Minibusse, die hier auch als Taxis genutzt werden, ausgelegt. Es ist also nicht immer so ruhig hier. 

Wir genießen jedenfalls das kühle, klare Süßwasser, bis wir anfangen zu frieren. Bevor wir wieder zurück laufen, schauen wir in die kleinen Souvenirläden. In einem fertigt ein sehr geschickter Mann aus Braunkorallen kunstvolle Armreifen. Sie sehen teilweise wie Fische oder Schlangen aus, die sich um das Handgelenk legen. Poliert wirkt die Koralle fast wie Tigerauge und schillert in allen Brauntönen. Diese Korallenart steht, entgegen den Schwarzkorallen, nicht unter Schutz wird uns versichert. 

Als wir die Straße wieder herunter laufen, machen wir natürlich an den vorher ausgeguckten  Bäumen halt. Muskatnüsse liegen praktisch auf dem Boden und wollen von uns gesammelt werden. Mangos und Avocados pflücken wir direkt vom Baum. Von einer Bananenstaude machen wir uns jeder ein Stück ab. Die Ananas wächst hinter einem kleinen Zaun und muss leider da bleiben. Die Papayas brauchen noch etwas Zeit zum Reifen. Auch die Brotfruchtbäume und die leckeren Wasseräpfel stehen vor den Häusern und werden nicht von uns geplündert. Kakaoschoten hätten wir mitnehmen können. Die werden teilweise schon am Baum schwarz. Scheinbar kümmert sich niemand darum. Leider haben sie wenig Fruchtfleisch und die Verarbeitung der Bohnen ist sehr aufwändig …

Toll was hier alles wächst. Es wirkt, als müsste niemand hungern, wenn er sich auf die teilweise mühsame Ernte von recht hohen Bäumen einlassen kann …

Als wir wieder in unserer Bucht angekommen, fängt es schon an zu dämmern. Wir genießen noch ein kaltes Getränk mit Seeblick und tuckern mit dem letzten Licht zu unserer Seestern zurück.

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