Le Marin 2.0

Dieses Mal entern wir eine der vielen freien Mooringbojen, die vor der Marina liegen. Da in der Capitaneria niemand mehr an Funke oder Telefon geht machen wir uns für die Nacht fest. Dann gibt’s erstmal etwas zu Futtern. Beim Segeln hatten wir ja kaum eine Hand zum Essen frei. Nun geht auch schon wieder die Sonne unter. Unser Freund Thomas liegt inzwischen mit seiner Juste fast auf unserem alten Platz und wir statten ihm mit dem Schlauchi einen kurzen Besuch ab. Die Steganlagen wirken von der Wasserseite ganz anders, als vom Land. Wir müssen uns ganz schön anstrengen, um die richtige Boxengasse zu finden. 

Am nächsten Vormittag bekommen wir Besuch von Gustav. Wir liegen an einer reservierten Mooring und können dort nicht bleiben, sagt er. Nachdem er seinen Ärger heraus gebellt hat, weil wir ihn gestern nicht erreicht hatten obwohl er Dienst hatte…, bringt er uns zu einer anderen Boje. Plötzlich geht es doch in freundlich. Nun liegen wir sogar etwas windgeschützter und näher an der Marina. Wollen wir mal hoffen, dass unser Päckchen mit den bestellten Ersatzteilen bald abholbereit ist. Seit ein paar Tagen ist es schon beim Zoll auf Martinique.

Den Alltag zu organisieren nimmt unterwegs viel mehr Zeit in Anspruch, als daheim. An jedem Ort muss man sich erst orientieren und die örtlichen Möglichkeiten herausfinden. Oft sind dann die Wege sehr weit, denn wir erledigen im Moment alles zu Fuß. Da wir hier schon ein paar Tage verbracht haben, kennen wir uns wenigstens schon etwas aus. Heute ist bei uns Waschtag. Mit zwei großen vollen Taschen steigen wir ins Schlauchi und hoffen, dass die große Maschine auch frei ist, denn es hat sich mit Bettwäsche und Handtüchern wieder eine Menge Müffelwäsche angesammelt.

Während die Wäsche sich dreht, haben wir eine Stunde Zeit, um einzukaufen und ein paar technische Dinge zu klären. Dann geht es wieder zur Seestern, wo wir unsere Sachen sorgfältig auf die Leine fädeln, denn wenn sich der Wind ein Stück holt, ist es fort. Hier kann ich das entflohene Stück nicht einfach beim Nachbarn wieder abholen. Bei dem immer wehenden Wind wären die Teile schnell über alle Wellen … Also fädeln wir immer alle Shirts und Hosen auf eine Leine. Die Betttücher klammern wir sorgfältig fest und einer von uns hat immer ein Auge darauf, denn Rassmus reißt am Allem, was er zu fassen bekommt. Wir müssen auch ein paar Mal zum Sichern rausspringen.

Am Abend gibt’s eine Rundmail von der SY Samanta für alle in der Bucht liegenden TO-Schiffe. Tolle Idee, wir sind gerne dabei.

Der kleine spontane TO-Abend in der Kokoarum-Bar mit den Crews der SY Samanta, der SY Dream, der SY Genadi, der SY Juste und natürlich der SY Seestern war eine schöne, informative Runde …

Dann habe ich endlich Zeit, die Nähmaschine auszupacken. Neulich hatte ich ja schon drei der nächsten Gastflaggen grob zusammen geheftet. Jetzt will ich sie fertig nähen. Nach der ersten Fahne ist der Unterfaden zu Ende und ich muss einen Neuen aufspulen. Da ich vom gleichen Garn nichts mehr habe, nehme ich das in Spanien gekaufte. Es ist ein klein wenig dicker und sicher fester, dachte ich. Vorsichtshalber tausche ich Ober- und Unterfaden, damit es wieder zusammen passt. Leider hat mich meine Nähmaschine nach dem Garnwechsel im Stich gelassen. Offensichtlich habe ich in Spanien schlechtes Garn gekauft, denn es macht auch beim Nähen mit der Hand lauter Fitze …  Jedenfalls nimmt meine „Diva“ plötzlich den Unterfaden nicht mehr mit und hat auch ein schepperndes Geräusch. Ein ähnliches Fehlerbild gab es vor genau einem Jahr schon einmal. Der „Singerfritze“ in Berlin hat es damals wieder hinbekommen, meinte aber dass sei das letzte Mal … Zusammen mit Thomas baue ich die Maschine auseinander. Ich entferne Staub und Flusen. Mein Werkzeugmacher begutachtet die Mechanik. Es ist nicht wirklich ein Fehler zu finden. Also bauen wir alles wieder zusammen. Ich spendiere noch eine frische Nadel, das war auch schon mal der Grund fürs Versagen der Maschine. Der Fehler bleibt leider bestehen. Ich habe erstmal die Nase voll und nehme Nadel und Faden und nähe von Hand weiter, bis um 1800 Uhr wieder pünktlich die Sonne untergeht.

Heute regnet es den ganzen Tag mal mit großen, mal mit kleinen Tropfen und wir kommen nicht von Bord. Mittags haben wir schon das Duschwasser für die nächsten paar Tage gesammelt … Da wir bei dem Wetter nicht mit dem Schlauchi fahren wollen, wir wären schon bevor wir Land erreichen nass bis auf die Knochen, kann ich mein Nähprojekt weiter verfolgen. Am Abend habe ich dann fast vier Fähnchen fertiggestellt. Endlich lässt auch der Regen nach. Wir sind mit dem Juste-Thomas auf eine Pizza verabredet. Diese duftet schon sehr lecker aus unserem Öfchen. Kaum dass wir im Schlauchi sitzen, öffnen sich alle Himmelsschleusen. Ich kann gerade noch meine Regenjacke anziehen und die Köstlichkeiten darunter verstecken. Wir sind eben an der Juste fest, da hört es wieder auf. 

Jeden 2. Mittwoch ist in der Kokoarum-Bar Salsaabend, dieses Mal sind wir auch mit dabei. Die Tanzfläche ist brechend voll und wir probieren uns erstmal am Rand aus. Ein bisschen fühlen wir uns wie damals in „Beach Mitte“ in Berlin, wo wir die geschmeidigen Bewegungen der Salsatänzer bestaunten.

Auf der Jagt nach Lebensmitteln, die sich eine Zeit lang lagern lassen, vergeht ein Tag wie im Flug. Mit dem Schlauchi und vielen Taschen geht es an Land. Wir müssen drei Supermärkte anlaufen, da die Auslagen teilweise sehr spärlich bestückt und recht teuer sind. Bei Carefour, Leaderprice und Auchan bekommen wir letztendlich fast alles, was wir uns wünschen. Nun muss an Bord noch alles noch abgewaschen, beziehungsweise umgefüllt und dann verstaut werden, damit wir uns keine kleinen Mitsegler einfangen.

Nach vier Tagen an der Mooring, unser Päckchen ist immer noch nicht abholbereit, verlegen ins Ankerfeld. Hier ist das Wasser auch etwas sauberer und wir können ab und zu zur Abkühlung um unser Boot schwimmen. Um die Wartezeit zu verkürzen, bauen wir den Wassermacher mal wieder auseinander. Irgendwo muss der Fehler ja zu finden sein. Wir reinigen alle Teile. Es befinden sich einige Ablagerungen in den Hohlräumen … Dann wird alles wieder zusammen gesetzt, eingebaut und zum Probelauf angeschaltet. Das Abwasser läuft. Leider kommt wieder kein frisches Wasser … Wir spülen das Gerät mit Trinkwasser, so ist es konserviert bis zur nächsten Idee …

Eines Nachmittags gönnen wir uns eine Runde durch den alten Ortskern. Die Mauer vor dem Hospital zeigt Bilder aus der Inselgeschichte. Kleine Häuser mit bunten Fensterläden reihen sich an steilen Straßen entlang. In den kleinen Gärten dahinter wachsen üppig grüne kräftige Bäume mit verschiedenen Früchten und Büsche mit farbenprächtigen Blüten. Hier braucht der Gärtner sicher nicht viel zu tun, damit es so wächst. Die kleine Kirche auf dem Hügel ist leider zugeschlossen. Wir hätten gerne mal einen Blick hinein geworfen. Ein winziger Friedhof, schließt sich an die Kirche an. Er beherbergt weiße, seltsam geformte, teilweise in Käfige eingeschlossene Familiengruften, die sich eng an eng an den Hang kuscheln. Unten am Wasser, etwas entfernt vom Trubel der großen Marina, finden wir mehrere Streetfood-Lokale. Wir lassen uns in einer kleinen Crêperie nieder. Sie kuschelt sich an eine Mauer und ist wirklich winzig. Trotzdem beherbergt sie unendlich viele Kleinode an ihrer Decke, ihren Wänden und auf Tischen und Regalen. Irgendwie erinnert sie uns an die gemütliche Garage unserer Freunde …

Eigentlich wollten wir nur ein kaltes Getränk, dann sehen wir was auf die anderen Tische getragen wird. Die Crêpes sind wirklich oberlecker, hauchdünn und mit dem Geschmack der Karibik gewürzt. 

4 Kommentare


  1. Schade mit deiner Nähmaschine: (
    Vielleicht musst du doch noch einmal anderes Garn probieren. Ich Drucke die Daumen, dass sie wieder die Arbeit tut.
    Seid ganz lieb gegrüßt ihr zwei

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    1. Hab ich schon gemacht, scheint ein größeres Problem zu sein…

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  2. Hallo ihr beide,
    ich sitze gerade hier in lubmin um 1 Uhr nachts. Es ist Hafenfest, laut humpa humpa…. Ich mag das. Hab endlich euren Blog wieder gefunden….. Ich hoffe euch geht’s gut. Ich muss erstmal sie eure poste durchlesen…..
    LG Kevin von der Hette

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    1. Ist schon wieder Hafenfest? Da haben wir vor 2 Jahren schön getanzt …
      Viel Spaß noch beim lesen! Und liebe Grüße aus Grenada

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