La Brea Pitch Lake

… ist einer von drei Asphaltseen weltweit und gilt als Naturphänomen. Es gibt nur noch zwei dieser Seen, einen in Venezuela und einen in der Nähe von Los Angeles. 

Von den ersten Siedlern ist diese Legende überliefert:

„An der Stelle des La Brea Pitch Lakes soll ein Dorf mit großen Obstplantagen gewesen sein. Als immer mehr Vögel sich an den Früchten gütlich taten, wurden sie von den Bauern gejagt und gegessen, auch die als heilig geltenden Kolibris. Für diesen Frevel straften die Götter die Menschen und ließen das Dorf in der Erde versinken. An dieser Stelle ist jetzt der Asphaltsee, der fortan als Eingang zur Unterwelt galt.“(Wikipedia)

Für unseren Tagesausflug treffen wir uns bei „Power Boats“ mit Sabina und Rüdi von der Wasabi und Christine mit den beiden Kindern.  Sehr karibisch geht es schon mit Verspätung los… Unser Bus hat eine Reifenpanne und wir müssen „5 karibische Minuten“ warten…

Dann sitzen wir endlich im kühlen Bus und es kann losgehen. Wir sausen bis ganz in den Süden der Insel.

Es ist schon fast mittags, als wir am hässlichsten Spot der Karibik ankommen. Amena, unser Guide, erwartet uns schon. Und nach einer kurzen Einweisung geht es gleich los. Am Parkplatz steht eine kleine bunte, schiefe Hütte. Der „See“ ist schon seit ein paar Jahren dabei, diese zu verschlucken, erfahren wir gleich zu Anfang. Der Asphaltsee ist unter der teils festen, teilweise gummiartigen Oberfläche immer in Bewegung. Ganz langsam in einer rührenden, natürlichen Aktion lässt er immer wieder Zeugnisse der Vergangenheit, prähistorische Bäume, Knochen oder Tongefäße frei. „Der Asphalt ist eine Emulsion aus Wasser, Gas, Bitumen und Mineralstoff, letztere besteht hauptsächlich aus feinem Kieselsäuresand und einer geringeren Menge an stammbar feinem Ton. In einigen Teilen des Sees gibt es einen kleinen Zustrom von weichem Material. Dies wird von einer stärkeren Entwicklung des Gases begleitet, das hauptsächlich aus Methan mit einem beträchtlichen Anteil an Kohlendioxid besteht und auch Schwefelwasserstoff enthält. Dieser Zustrom verhärtet sich allmählich und wird wie die Hauptablagerung des Asphalts. Wenn dies geschieht, bricht an anderer Stelle frisches Material aus.“ (whc.unesco.org)

Vom Parkplatz haben wir einen guten Blick über die etwa 100 Hektar große etwa 75 m tiefe Fläche. Am Rande des Sees wachsen verschiedene Obstbäume, wie Mango oder Cashew und ein Meer roter Paradiesblumen. Die Erde sei besonders fruchtbar, erklärt Amena. Zum ersten Mal sehen wir Cashewnüsse am Baum und ahnen, warum sie so teuer verkauft werden. Das Sammeln und Auspuhlen sieht sehr mühsam aus. 

Dann kommen wir an einen sumpfigen Wasserlauf. In ihm leuchten hellblaue Lotusblüten. Kaimane werden dort auch gelegentlich gesichtet, erfahren wir. Und schon rückt die kleine Gruppe wieder etwas näher zusammen. 

An einer kleinen Pumpstation wird das Regenwasser abgesaugt, denn dieses würde die Rotation des Sees beschleunigen, da es schwerer als der Asphalt ist und diesen nach unten drückt.

Am Rande der Pfützen haben sich Eisen und Schwefel abgesetzt, was auf vulkanischen Ursprung schließen lässt. Hinter der Pumpstation geht es im Gänsemarsch weiter. Der Untergrund ist teilweise sehr weich, so dass unsere Füße Abdrücke hinterlassen. Es riecht auch irgendwie nach Straßenbaustelle. In mir macht sich ein Déjà-vu Gefühl breit. Damals, ich war noch ein Kind, war ich in den Flipflops meiner Mama auf einer sonnenheißen Straße unterwegs. Auch dort sanken meine Schritte in die Oberfläche ein. Leider gab der Straßenasphalt nach und blieb an den Latschen kleben …

In Amenas Spur scheint es aber sicher zu sein. Sie macht uns am Rande auf eine ölig glänzende Fläche aufmerksam. Dort blubbert der flüssige Asphalt hoch. Er wirkt wie ein Sumpf. Was dort hinein kommt, versinkt immer tiefer und wird erst nach Jahrhunderten wieder frei, warnt sie. Wie Küken tappern wir hinter ihr zu den großen Regenpfützen. Ich spüre die Wärme des Asphalts durch die Schuhsohlen. An einer Wasserstelle bleiben wir stehen. Hier kann man auch baden. Der Schwefelgehalt des Wasser pflegt die Haut. Wir steigen nur mit den Füßen in das angenehm warme, weiche Wasser.

Am Ende unserer Tour schauen wir noch in das kleine Museum. Es zeigt unter anderem Fundstücke aus verschiedenen Zeitepochen, die der Asphalt frei gegeben hat. 

Auf dem Weg zurück durch das Dorf entdecken wir immer wieder Asphaltborken und schiefe, halb versunkene Bauten. Die Menschen leben hier mit dem See im Einklang. Offensichtlich nehmen sie die Aktivität als gottgegeben hin und bauen eben ein paar Meter weiter wieder neu …

So häßlich, wie zuvor im Internet gelesen fanden wir den La Brea Pitch Lake gar nicht. Eher wirkt er für uns ein wenig verzaubert. Es geht eine besondere Magie von diesem Ort aus. Vielleicht, weil immer wieder Relikte aus der Vergangenheit hier erscheinen. Kein Wunder, es so viele Legenden darüber gibt. Danke Papa, für diesen Tipp. Ohne dich wären wir vielleicht gar nicht dorthin gefahren. Hoffentlich konnte ich dich mit diesem Beitrag ein bisschen dorthin mitnehmen …

2 Kommentare


  1. Reisen bildet …… danke, dass ich durch eure Berichte teilhaben darf an euren vielen Bildungsstationen.

    Antworten

    1. Wir lassen euch gerne teilhaben an unseren Entdeckungen, Erkundungen, Erfahrungen und auch für uns neuen Erkenntnissen.
      Liebe Grüße in die Heimat aus Grenada

      Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert