Spontanbesuch in Trinidad

Zusammen mit Tobago und einigen kleineren Inseln bildet Trinidad einen Inselstaat. 

Im Gegensatz zu den meisten karibischen Inseln sind diese beiden Eilande nicht vulkanischen Ursprungs, sondern wurden vom südamerikanischen Festland abgespalten. 

Vor etwa 7000 Jahren war die Hauptinsel Trinidad das erste Mal, als eine der ersten karibischen Inseln durch Jäger und Sammler besiedelt. Columbus traf Mitte des 16. Jahrhunderts hier ein. Er gab der Insel auch ihren heutigen Namen, der Dreifaltigkeit bedeutet (wegen der drei markanten Mittelgebirgsketten). Später galt der Inselstaat als Zentrum der Sklaverei. Im zweiten Weltkrieg beherbergte Trinidad den größten alliierten Militärstützpunkt in der Karibik und spielte eine wichtige Rolle in der U-Boot-Bekämpfung im Atlantik.

Seit 1962 ist der Inselstaat unabhängig … fand ich bei einer ersten Internetrecherche heraus.

Die große Bucht von Chaguaramas, in der wir ankern, ist sehr industriell geprägt. Dadurch wird es nie richtig still, auch das Wasser ist immer irgendwie bewegt und es schwimmt oft ein Ölfilm auf der Oberfläche. Leider gibt es auch weit und breit keinen Strand.

Im Laufe der Woche starten Hilfsaktionen für die vom Hurrikan verwüsteten Grenadinen. Trinidads Unternehmer, die Armee und hier gestrandete Cruiser spenden alle möglichen Hilfsgüter von Bettzeug, Kleidung und Hygieneartikel über Nahrung für Mensch und Tier bis Werkzeug und Planen. Die großen Katamarane und Yachten segeln diese Güter nach Grenada, damit sie von dort aus auf die kleinen betroffenen Inseln weiter verteilt werden können. Später werden die Hilfsgüter auch direkt an die Inseln verteilt. Da wir keine materiellen Güter übrig haben, bringen wir uns beim Verladen mit ein. In aller Frühe, bevor die Sonne an Kraft gewinnt oder am Abend treffen wir uns mit anderen Helfern am Dock. 

Leider geht bei den Terminabsprachen einiges unter, da sie sich zwischen WhatsApp und Facebook überschneiden. So sind wir seltener im Einsatz, als wir uns das wünschen.

Donnerstags treffen sich die Segler aus der Bucht bei Power Boots zu einem riesigen Pot Luck. Wir fühlen uns wie in einem Bienenschwarm. Die zahlreichen Stimmen summen und surren in allen möglichen Sprachen um uns herum. Nach dem Essen kristallisiert sich am Rande eine deutsche Ecke heraus. Hier werden Erlebnisse und Erkenntnisse ausgetauscht. Es ist ein schöner Abend mit leckerem Essen und angenehmen Gesprächen. Leider findet Thomas später beim Schlauchi hochziehen zwei ziemlich große sechsbeinige Passagiere. Vorsichtshalber wird das Schlauchi geflutet und es kommt über Nacht eine Falle mit hinein. Scheinbar wollten die Beiden nur eine kleine Bootsfahrt machen und wir finden zum Glück keine weiteren Tiere.

Da wir nun einmal da sind, wollen wir uns auch ein wenig umschauen.  Der Dschungel fängt hier gleich auf der anderen Straßenseite an. Im Netz lesen wir von giftigen Schlangen und Taranteln, die dort leben und scheuen uns ein wenig davor, einen Ausflug auf eigene Faust zu unternehmen. Jesse, der normalerweise die Segler dabei unterstützt und auch Touren anbietet, hat im Moment voll mit der Koordination der Hilfslieferungen zu tun. Wir sind hin- und hergerissen, ob wir ihn mit unserem Wunsch nach einem Ausflug im Moment überhaupt belästigen können… 

Ähnlich, wie auf Grenada, gibt es auch hier einige Buslinien. Mit der gelben Linie fahren wir nach Port of Spain, der Hauptstadt. Das erste Mal nur bis zum nächsten Einkaufszentrum. Unser zweiter Ausflug führt uns ins Stadtzentrum. Die quirlige, laute, bunte Stadt fordert all unsere Aufmerksamkeit. Scheinbar haben sich hier zahlreiche Architekten aus verschiedenen Epochen und Kulturen verewigt. Dadurch wirkt das Stadtbild etwas chaotisch. Ebenso bunt wirkt auch die Bevölkerung der Stadt. Sie ist ein Querschnitt der Besetzer und der versklavten Menschen vergangener Zeiten.

Wir lassen bei einem kleinen Rundgang den bunten Mix auf uns wirken. Die erste Kathedrale ist leider verschlossen und wir können nur durch die Fenster linsen. Direkt dahinter finden wir das beeindruckende „Red House“ in dem die Regierung sitzt. Hinter dem „Woodford Square“, einem kleinen Park sind wir schon gleich in China Town. Hier ist gerade Straßenmarkt. Es duftet nach frischen Kräutern, Ananas, Gebäck und Gewürzen. Etwas unangenehm mischen sich Essenzen von Fleisch und Fisch dazu … Wenn wir uns zu weit hinein in das bunte Treiben bewegen, werden wir freundlich darauf aufmerksam gemacht, dass wir lieber umkehren sollten. Diesen Stadtteil haben wir wohl aus der falschen Ecke geentert, denn wir treffen erst am Ausgang auf das beeindruckende Eingangsportal. 

Auf dem Independence Square findet gerade eine Predigt statt. Offensichtlich kommt niemand in die große Kirche und nun wird versucht mit einer Mischung aus Gospel und Sprechgesang die Menschen zu begeistern. 

Wir schauen uns die Streetfoodstände an, denn es ist Mittagszeit. Die Doubles (zwei kleine Fladen) werden auf einem Stück Packpapier serviert und reichlich mit Kichererbsensuppe und mit leicht scharfen Soßen aus Gurke, Mango und Koriander gefüllt. Das ist ein Geschmackserlebnis aber eine Herausforderung beim Essen. Wir schaffen es ohne zu kleckern und holen gleich eine zweite Portion. 

In einer Bäckerei am Rande der „verbotenen Stadtteils“ bekommen wir köstliches Gebäck und Brot. Ein etwas dunkleres Kastenbrot heißt hier „Half German“ und ist für karibische Verhältnisse sogar richtig gehaltvoll und lecker. Nach einem Blick in die große, prunkvolle, bunt geschmückte Kirche laufen wir zurück zum Bus und fahren mit prall gefüllten Obst- und Gemüsetaschen zu unserer Bucht zurück.

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