Mount Peggy Peak

Nach unserer Mangoernte habe ich ein paar Tage geschwollene, blasige Finger. Das sieht so aus, als hätte ich mit Brennnesseln gespielt. Ich brauche eine Weile, bis ich den Zusammenhang erkenne. Dann lese ich zufällig im Netz, dass die Flüssigkeit, die beim Entfernen des Stiels förmlich aus der Frucht schießt (Mango Sap) solche Hautreaktion (Mango Rash) auslösen kann. Das soll bei Mangopflückern recht häufig vorkommen. Unter anderem deshalb werden die frisch gepflückten Früchte meist sofort in eine Seifenlauge gelegt. Ich habe unsere Ernte beim Waschen noch von zu langen Stielen befreit, damit sie sich beim Nachreifen nicht gegenseitig verletzen können. Dabei hatte ich natürlich sehr intensiven Kontakt mit dieser Flüssigkeit …

Inzwischen, ist es Ende Mai und es regnet nun fast täglich und in jeder Nacht. Viele der bisher vertrocknet aussehenden Bäume bekommen zarte neue Blätter. Die Insel verändert dadurch ihr Aussehen zunehmend. 

Wir machen uns mit Anne und Stefan mal wieder auf den Weg. Nach einem, für unsere Verhältnisse zeitigen Frühstück, treffen wir uns am Dinghidock. Es ist noch ein wenig bedeckt, denn der letzte Regen ist erst eine halbe Stunde her. Der Pfad bis zur Straße ist schnell gefunden und im Nu sehen wir die andere Inselseite. Unten in der Friendship Bay erwartet uns ein schöner Strand mit rauschender Brandung. Leider ist alles mit „Private Property“-Schildern von Hotels belegt. Eine große Hotelanlage durchstreifen wir dann doch. Es scheint kaum Gäste zu geben und wir werden überall freundlich gegrüßt. Tolle Anlage, sehr gepflegt mit kleinen Häusern und einigen Pools. Der Atlantik ist auf der Ostseite der Insel wohl doch manchmal etwas wild. Hinter dem Hotel schlagen wir uns wieder zur Straße durch. Es geht mal wieder fast senkrecht bergauf. Ich habe das Gefühl, wenn ich stehen bleibe, fall ich nach hinten um. Scheinbar legen die Menschen der Karibik wert auf kurze Wege …

Nach einer kleinen Pause mit eiskalter Brause an einem versteckten Minimarkt geht es wieder steil bergauf. Diesmal gibt es nichtmal einen richtigen Weg. Nach ein paar hundert Metern Trampelpfad kommen wir zu einer Weggabelung. Anne und Stefan beschließen den Weg hinunter zum kleinen Flughafen einzuschlagen. Wir ziehen also alleine weiter Richtung Mount Peggy Peak. Man muss schon genau hinsehen, um den schmalen Steig zu erkennen. Scheinbar hat ihn jemand mit einer Motorsense freigemacht. Allerdings ist es auch nicht mehr als eine Rasentrimmerbreite. Es weht ein erfrischender Wind über die trockene Grasfläche. Dann spendet trockenes Dornengestrüpp spärlichen Schatten. Irgendwer hat teilweise recht lustige Wegweiser mit weißer Farbe auf Steine gemalt. Ein etwas zerfallener Unterstand bietet uns Schatten für eine kleine Pause. Unter uns ist der kleine Inselflughafen und die bunte Siedlung Derrik mit ihren vielen Fischerbooten und Petit Nevis, die kleine Insel mit der ehemaligen Walfangstation. 

Der weitere Weg wird immer steiler und steiniger. Kurz vor dem Ziel ist er nur noch ein schmaler Grat mit großen Steinen. Dann haben wir es geschafft. Vor uns liegt die Admirals Bay und irgendwo dort unten schaukelt unsere Seestern. Wir genießen einen Moment die Aussicht auf die hellblaue Bucht, bevor es wieder herunter geht. Kleine Eidechsen verschwinden schnell im Unterholz, als wir uns nähern. Sie haben ihre Farbe perfekt dem grauen Gestein, der braunen Baumrinde oder den grünen Pflanzen angepasst. Einzig in der Bewegung erregen sie unsere Aufmerksamkeit. Auf der vom Wind geschützten Leeseite Bequias tauchen wir in einen immer grüner werdenden Wald ein. Vielstimmiges Vogelgezwitscher begleitet uns. Der Pfad hinunter führt durch einen trockenen Bachlauf und ich muss mich teilweise von Baum zu Baum hangeln, so steil ist es. Kurz vor dem Ort können wir auf eine kleine Straße ausweichen, die aber ebenso steil verläuft. 

Ein riesiger Mangobaum schmeißt seine gelben, herrlich duftenden, reifen Früchte auf den Weg. Wir können nicht wiederstehen und 

futtern die süßen, saftigen Früchte, bis wir nicht mehr können und zwischen all unseren Zähnen gelbe Fasern hängen. Das erinnert mich ein wenig an den Erdbeerernteeinsatz am Ende meiner Schulzeit. Da gab es Erdbeeren bis es nicht mehr ging …

Dann tauchen die ersten Häuser vor uns auf. Wir entern ein kleines Lokal und lassen uns einen kleinen Lunch und vor allem kalte Getränke bringen. 

Das letzte Wegstück können wir barfuß am Strand unsere Füße kühlen. 

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