Union Island 

Von den Tobago Cays ist es ein kleiner Sprung von 6,8 sm. Nur mit unserer Genua schlängeln wir uns durch die zahlreichen Riffe des südlichen Ausgangs der Cays. Beeindruckend schäumen die Wellen über den flachen Stellen. Die vielen kleinen Inseln liegen hier nah beieinander. Dadurch haben wir trotz einer Segeletappe sowohl am Vormittag, als auch nachmittags viel Zeit. 

Um 1300 fällt schon unser Anker vor der Ashton Lagoon. Hier sollte 1994 eine Marina für 300 Yachten und ein Golfplatz in den Mangroven entstehen, obwohl dieses Gebiet schon 1987 zum Naturschutzgebiet erklärt wurde. … Da der Investor zwischenzeitlich Pleite ging wurde das Projekt nie beendet. Durch das Anlegen von Wällen und Spundwänden war allerdings das gesamte Ökosystem gestört. Da die Kinderstube der Meeresbewohner kaputt war, fehlte auch den Fischern die Lebensgrundlage. Dreizehn Jahre soll es gedauert haben, die Lagune wieder zum Leben zu erwecken. Heute fließt hellblaues, klares Wasser hindurch. Die geplanten Liegeplätze sind inzwischen zu grünen, mangrovenbewachsenen Inseln geworden. Zahlreiche Seevögel nisten hier. Im flachen Wasser tummeln sich kleine Fische. 

Union Island, die Insel der Fischer, ist nur 8 km2 groß. Sie ist die südlichste, der zu St. Vincent gehörenden Grenadinen. Es gibt zwei Siedlungen und ein paar verstreute Häuschen. 

Nicht weit von unserem Liegeplatz ist die kleine Strandbar „Kokonutz“. Eingekuschelt in ein paar Büsche, fast als hätten Kinder dort eine Bude gebaut, ist sie von Weitem kaum zu sehen. Uns erinnert dieser Platz ein wenig an die Strandbar auf dem Campingplatz an der Ostsee, auf dem wir jedes Jahr mit unseren Kindern und meiner Familie ein paar Tage verbracht haben. Genau wie dort, ist auch hier eine Kiteschule. Es gibt natürlich auch eine „Klugscheißerbank“ für die Beobachter … Wir sitzen zum Sonnenuntergang mit einem Bier auf der Bank und beobachten die letzten Kiter. Am zweiten Abend genießen wir dort ein leckeres Barbecue mit Fisch, Huhn, viel leckerem Gemüse und frischem Salat. Festlich ist der Tisch mit einer weißen Decke für uns gedeckt. Es fühlt sich an wie ein Traum. Am Strand barfuß ein so liebevoll vorbereitetes, köstliches Mahl zu genießen. Mit uns am Tisch sitzt das Pärchen vom Katamaran hinter uns. Sie kommen aus Florida und wollen im Sommer nach Europa segeln. So können wir uns gegenseitig Tipps für die weiteren Etappen geben.

Einen Ausflug zur Inselhaupt„stadt“ Clifton machen wir, um frisches Obst und Gemüse zu kaufen. Der Weg dorthin beginnt für uns am neu entstandenen Eco-Trail, durch den Mangrovenwald. Dort, wo der Damm für den Durchfluss geöffnet wurde, führen zwei Hängebrücken über das schnell fließende Wasser. Durch die salzige Luft sind die Stahlseile schon etwas angegriffen bzw. zum Teil schon nicht mehr vorhanden. Offiziell sind die Brücken auch gesperrt. Da die Einheimischen darüber laufen, machen wir es auch. Einer nach dem Anderen, denn es gibt keinen alternativen Weg in den Ort. Auf der Hauptstraße angekommen, hält ein Auto neben uns. Ob er uns mitnehmen kann, fragt der Fahrer. Na klar, so sind wir ruckzuck am Ziel. Es ist der Besitzer der Kiteschule in unserer Bucht, erfahren wir in dem kurzen Gespräch. Im karibisch bunten Ort sind lauter kleine Obst-und Gemüsestände verteilt. Wir schländern von einem zu anderen und sammeln unsere „Beute“ zusammen. 

Clifton Habour besteht eigentlich nur aus einem windschiefen Ponton, einem Fähranleger, ein paar Bars und etwas trüben Wasser. Da haben wir doch wiedermal ganz zufällig den schöneren Platz ausgesucht … 

Den Rückweg schaffen wir zu Fuß, trotz reicher Beute und warmen Temperaturen. Ein leichter Wind lässt uns die 4 km aushalten.

Die Unterwasserwelt an unserem Ankerplatz ist nicht ganz so zutraulich, wie an unserem letzten Platz. Das Wasser ist etwas tiefer und sehr bewegt. Unter unserem Boot sind viele plüschig wirkende Seeigel. Kleine Fischschwärme ziehen um die Seestern und einen Rochen konnten wir auch schon beobachten. Gelegentlich kommt eine Schildkröte zum Atmen neben uns kurz an die Oberfläche. Wir hören sie dann richtig schnaufen und schon ist sie wieder verschwunden. Nur an einem Vormittag ist das Wasser so glatt, dass wir vom Boot aus die Seesterne und – Igel wie in einem Aquarium sehen können. Der hohe Felsen neben uns „Fregate Island“ ist Nistplatz der gleichnamigen Vögel. Die schwarzen, eleganten Flieger können bis 2,40 m Flügelspannweite erreichen. Sie gleiten auf der Jagd nach Fischen lautlos über uns hinweg. Beim Greifen der Beute scheinen sie kaum das Wasser zu berühren.

Ab 0900 Uhr tummeln sich jeden Vormittag einige Kitesurfer in der Bucht. Thomas ist von ihnen ganz angefixt. Er recherchiert lange im Netz nach Preisen und Bedingungen. An der Ostsee hat er vor ein paar Jahren einen Drei-Tage-Kurs gemacht. Vielleicht kann man darauf aufbauen … Aber dann? Gebrauchtes Equipment kaufen? Ist das im Budget? Und wohin dann mit dem ganzen Kram?

Ich nehme das Projekt „Schattenseiten“ endlich in Angriff. Es wird langsam Zeit, den in Bequia gekauften Stoff anzubringen. Mein lieber Mann geht indessen nochmals auf Augenhöhe mit der Nähmaschine. Das scheint eine Neverending Story zu werden. Als ich fast fertig bin, geht langsames Maschinennähen wieder. So kann ich wenigstens die Säume maschinell bearbeiten. Nach fünf Tagen sitzen und arbeiten wir im Schatten …

Der Frischwasserfilter muss nach drei Monaten mal wieder gewechselt werden. Er sieht ziemlich grün aus. Sonst haben wir ihn eine ganze Saison benutzt. Da er momentan täglich im Einsatz ist, nicht nur an den Wochenenden und im Urlaub, und in einer deutlich wärmeren Umgebung (30Grad) arbeitet, setzt er sich viel schneller zu.

Seit ein paar Tagen riecht unser Küchenabfluss ziemlich ekelhaft. Beim Frischwassertanken spüle ich ihn normalerweise durch. Das war zum letzten Mal in Le Marin (Martinique), also vor etwa fünf Wochen. Mit unserer kleinen Duschpumpe können wir leider nicht genug Druck aufbauen. Also machen wir den Schlauch ab und spülen ihn von Hand durch. Das hat sich aber echt gelohnt! 

Da wir schon beim Hausputz sind, wird auch Seesterns Bauch mal wieder gestreichelt. Dank des Kupferanstrichs gibt es zwar wenig Bewuchs aber etwas schleimig, zottliger Belag ist doch immer wieder dran. 

Jetzt noch Ordnung schaffen und wir sind wieder bereit für die nächste Insel. Dieses mal müssen wir in Clifton ausklarieren, da Union Island die letzte der zu St. Vincent gehörenden Grenadinen ist.

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