Mit Kalima unterwegs …

Am 15.12.2023 gegen Mittag starten wir in der Bucht, die schon für Columbus der Ausgangspunkt für die große Reise in die neue Welt war. Antje und Tom, die uns gestern zufällig über den Weg liefen, kommen zum Tschüsssagen und helfen beim Leinen loswerfen. Zusammen mit einigen anderen Crews winken sie uns hinterher und wünschen uns eine gute Reise. Die Götter der Meere und der Winde sind uns hold und begrüßen uns mit leichtem Wind und sanften Wellen. Damit das auch so bleibt, bitten wir mit einem Schluck polnischen Wodka um gute Reisebedingungen.

Die vielen Ruderboote sind inzwischen schon an El Hierro vorbei und sollten uns nicht mehr vor den Bug fahren.

Kurz vor Sonnenuntergang werden wir von einer großen Delfinschule begleitet. Es ist wieder traumhaft, wie die Tiere mit unserem Boot spielen. In mehreren Etagen umschwimmen sie uns. Die Crew ist auch ganz aus dem Häuschen …

Dann wird es höchste Zeit, sich den Wachplan von gestern Abend nochmal genauer anzuschauen. Und die Wachen genau einzuteilen. Jeder von uns hat jetzt 2x drei Stunden Wache, 2x drei Stunden Bereitschaft , 2x 3 Stunden Pause und 1x sogar 6 Stunden Zeit am Stück zu schlafen. So fühlen wir uns gut gewappnet. Die erste Nacht läuft ganz angenehm, wir sehen die letzten Lichter von El Hierro am Horizont vorbeiziehen.

Am zweiten Abend bekommen wir wieder Besuch von einer Delfinschule und sind genau so begeistert, wie beim letzten Mal. Dann ist unsere Eingewöhnungszeit plötzlich vorbei, der Wind briest auf und auch die Wellen legen zu. Die gesamte Crew wird mehr oder weniger seekrank. Um die Lage zu stabilisieren, ändern wir den Kurs und fahren mit dem Wind. Das bringt etwas Ruhe ins Schiff. Trotzdem bleibt die eine oder andere Opfergabe nicht aus … Jetzt sind wir froh auf die fünf vorgekochten Mahlzeiten zurück greifen zu können, denn kochen macht gerade niemanden Spaß. Zum Schlafen sind wir nach U-Bootmanier zusammen gerückt. Die Kojen im Salon werden quasi nie kalt, da sie abwechselnd von uns allen genutzt werden. 

Das Highlight der Nacht ist die Sichtung eines der kurz vor uns gestarteten Ruderboote auf dem AIS. Es bewegt sich in etwa 4 sm Entfernung mit ca. 2 kn vorwärts … Am nächsten Tag kreuzt ein großer Frachter unseren Weg. Durch den durch Saharasand verschleierten Horizont, sehen wir ihn nur ganz kurz. Dann sind wir wieder allein im endlosen Blau.

Als es allen wieder etwas besser geht, fahren wir wieder mehr nach Süden. Wir hoffen so, aus dem Starkwindfeld, es sind inzwischen 5-7 Bft, ausbrechen zu können, statt mit dem Wind näher ans Zentrum zu laufen.

Der Ostwind bringt uns Unmengen von Saharasand mit. Dieser setzt sich auf alle Oberflächen. Ruckzuck sind alle Leinen und die Segel braun gefärbt. Ob er wohl auch der Grund dafür ist, dass wir keine Verbindung zum Starlink bekommen? Oder sind es die starken Schiffsbewegungen, die keinen Satelliten anpeilen lassen? Wie gerne würden wir ab und zu mit unseren Lieben zu Hause in Kontakt treten. Glücklicherweise haben wir mit Iridium noch eine andere Variante zur Kommunikation über Satellit. Damit aktualisieren wir täglich den Wetterbericht und senden gelegentlich kurze Textnachrichten ins kalte Deutschland.

Das Deck wird regelmäßig von den Wellen sauber gespült, die immer wieder über die Bordwand springen. Wie Spezialeffekte in einem alten Abenteuerfilm kommen uns die Salzwassergüsse vor. Mal ist es ein kleiner Sprüher, dann fühlt es sich an, wie ein Eimer voll und manchmal werden wir von einem großen Kübel Salzwasser übergossen, das dann gurgelnd in den Abläufen verschwindet. Wir sitzen also wieder einmal im salzverkrusteten Ölzeug und Gummistiefeln im Cockpit. In der fünften Seenacht entdeckt Thomas durch Zufall, dass unser Radarmast komisch schräg steht. Die Halterung ist genau an der Schweißnaht gebrochen. Bei dem Wellenbild können wir dort gar nichts machen. Die beiden Männer fixieren noch in der Nacht das Radar an Ort und Stelle und polstern es mit einem Fenderkissen am Solarpanel.

Die ersten fliegenden Fische sehen wir nach sechs Tagen auf See neben uns aus dem Meer springen. Es ist beeindruckend, wie weit sie fliegen können.

Zur Belohnung für’s Durchhalten und zur Motivation gibt es frische Scones mit Schoki zum Frühstück. 

Knapp 1000 sm haben wir in der ersten Woche in unserem Kielwasser gelassen.

5 Kommentare


  1. Wir wünschen euch eine gute Weiterreise und eine wunderschöne Weihnachtszeit ✨️✨️

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  2. Liebe Anke, lieber Thomas,
    Wir wünschen Euch frohe Weihnachten und einen Guten Rutsch ins neues Jahr! Wie geht die Reise weiter? Wie Columbus?
    Liebe Grüße,
    Manja, Anouk und Christophe

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    1. Euch auch allen schöne Feiertage!
      Wir werden wahrscheinlich noch bis zu 06.Januar auf See sein und dann die Karibik erkunden.
      Liebe Grüße von der Seestern

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      1. Liebe Anke, liebe Crew! Viele Grüße an euch alle am Tag nach Weihnachten. Die Gäste sind abgereist, die Möbel stehen noch anders als sonst. Zwischen den Jahren. Ich denke an euch und wünsche euch guten Wind und gute Laune an Bord. Deinen Fisch hätte ich auch gerne probiert.
        Deine, eure Martina

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        1. Es wäre auf jeden Fall noch genug für 2 Gäste da gewesen…

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