In unserer Ankerbucht lassen wir uns nach der langen Zeit auf See in einen erholsamen, tiefen und ausgiebigen Schlaf fallen. Morgens geht das improvisieren gleich wieder los … unseren letzten Kanten Brot mussten wir vor zwei Tagen leider wegen Schimmelbefall den Fischen opfern. Auf Trockenfutter oder Müsli haben wir aber auch keine Lust mehr und Hefe oder Sauerteig dauert uns zu lange … Scones aus Backpulverteig sind das relativ schnell zubereitet. Während das Frühstück im Backofen ist, bin ich das erste Mal im türkisblauen, warmen Wasser. Einfach herrlich! Nach zwei Runden schwimmen ums Boot tauche zur Logge (die sollte eigentlich mit einem kleinen Schaufelrad Meilen zählen, blieb aber kurz hinter dem Tejo stehen) und bekomme sie nach zwei Anschüben wieder in Schwung. Später in der Marina ziehen wir sie doch nochmal raus und vertreiben die zwei Seepocken, die darin kuscheln.
Thomas kann leider noch nicht ins Wasser, da er sich gestern das Schienbein aufgeschürft hat und das Pflaster nur mit dem Schorf abgeht. Da muss Arnica erst noch ein bisschen arbeiten.
Dann gibt’s lauwarme Scones mit Butter, Honig und Käse. Einfach lecker.
Bevor wir mit der Genua langsam in die Marina segeln, schaffen wir im Schiff Ordnung, trocknen unser Ölzeug und springen nochmal in das herrliche Wasser.
Die Tacomas erwarten uns schon am Receptionsponton. Sie waren schneller mit dem Aufräumen oder dem Baden (?) und liegen schon deutlich vor uns fest vertäut in der Box. Wir freuen uns jedenfalls, dass wir nun die ersten Informationen aus erster Hand bekommen.
Die Anmeldeprozedur dauert dann doch noch eine gefühlte Ewigkeit. Dann verliert mein Thomas plötzlich die Fassung, kurz findet er keine Worte (was ja eigentlich nie vorkommt) Ich schaue in seine Blickrichtung. Da steht ein Mann, der mir irgendwie bekannt vorkommt aber irgendwie auch fremd. Thomas spricht ihn an aber es stellt sich heraus, dass es doch nicht sein Cousin Ralf ist. Aber die Ähnlichkeit ist schon beeindruckend … Peer ist auch Deutscher und schon etwas länger hier. Wir kommen ins Gespräch und erfahren ein paar Details über den Hafen, die nähere Umgebung und den Treffpunkt der deutschen Community.
Dann können wir endlich in die Box fahren. Ein Marinero begleitet uns mit dem Schlauchboot und hilft beim Festmachen, toller Service.
Inzwischen geht schon wieder fast die Sonne unter. Wir haben wohl den Kobold, der die Zeit schneller dreht noch immer an Bord …
Abends laufen wir eine kleine Runde durch das Marinagelände. Hier reihen sich Lokale an Geschäfte. Wir finden auch den Pool, den wir kostenlos nutzen können.
In einem der zahlreichen Lokale gibt’s noch eine Kleinigkeit zu Futtern und ein Bier und schon fallen wir erschöpft in die Koje. Der Rest der Woche ist ebenso schnell rum. Wäschewaschen und Boot entsalzen nehmen viel Zeit in Anspruch. Die trockene Luft nutzen wir, um alle Textilien mal ordentlich durchzutrocknen und anschließend in Zippbeutel zu verpacken. Der Wechsel des Wasserfilters macht einen Blick in den Tank nötig und schon ist eine neue Baustelle offen. Mein Geschmackssinn hat mich wohl doch nicht veralbert. Es schwimmen doch ein paar Algen im Tank. Glücklicherweise nur wenige. Aber eine gründliche Reinigung ist trotzdem von Nöten. Die Schläuche zum Wasserhahn in der Küche werden auch gleich erneuert und schon schmeckt das Wasser ganz anders.
Wir rotieren ganz schön, um wieder mal alles gleichzeitig zu schaffen … Zum Seminarabend treffen wir uns auf der Tacoma, dieses Mal geht es um Sturm auf See. Dann machen wir endlich eine kleine Radtour ins Hinterland. Wir schlängeln uns durch den Handwerkermarkt in der Marina. Schmuck, Lederwaren, Taschen, Tücher und Aloeprodukte gibt es hier in allen Varianten. Hinter der Marina radeln wir die lange Promenade (es soll eine der längsten in Europa sein) entlang. Seit unserem letzten Besuch vor etwa 20 Jahren hat sich hier viel verändert. Zwischen Hotels, Büdchen und Restaurants werden noch mehr Hotels, Büdchen und Restaurants gebaut. Am Ankerplatz vor dem Strand schaukeln dekorativ die Yachten. An jeder Kurve der Flaniermeile laden Sitzplätze zum verweilen ein. Sogar einen kleinen Trimm-dich-Platz entdecken wir. Trotzdem ist es es ein künstlicher Ort, nur für Touristen. Auch weiter weg vom Meer ändert sich dieser Eindruck nicht. Playa Blanca war ursprünglich einmal ein kleines Fischerdorf mit ca. 30 Häusern. Diese mussten wohl Größerem weichen …
Leider macht sich das touristische auch im Supermarkt bemerkbar. Für unsere Bedürfnisse sind diese nur sehr schlecht ausgestattet. Die Auswahl an frischem Obst und Gemüse erinnert mich das eher an eine andere Zeit an einem anderen Ort (es liegen hier sogar die gleichen Äpfel) … dafür gibt es extralange Regale mit Bier, Wein, Sekt, Knabberzeug und Keksen. Da sind wir Vagabunden wohl nicht die Zielgruppe.
Zack, ist wieder eine Woche um.
Inzwischen gibt es eine Ankunftszeit unserer Mitsegler und wir verlängern unseren Aufenthalt hier um eine Woche. Dann wollen wir zu viert weiter ziehen.