Am zweiten Januar feiern wir Christines Geburtstag am Strand.
Danach setzen wir mit der Seestern auf die gegenüberliegende Seite über, um noch ein paar Kleinigkeiten einzukaufen und den größeren Waschsalon zu nutzen. Kurz vor uns läuft ein großer Kreuzfahrer in Fort de France ein. Mit seinem Bugstrahlruder wirbelt er den Meeresboden ordentlich durch. Neben uns taucht kurz eine Schildkröte auf, sie kann wohl unter Wasser nichts mehr erkennen …
Unsere Seewasserpumpe verweigert plötzlich ihren Dienst. Das Ersatzteilkit fahren wir ja schon eine Weile spazieren. Es soll nun das Problem lösen. Wir zerlegen die Pumpe, reinigen sie und versuchen zu reparieren. Leider ist der Kolben gerissen und der ist natürlich nicht im Ersatzteilpaket enthalten. So müssen wir in den sauren Apfel beißen und für 130€ (Preis in Deutschland unter 80€) eine neue Pumpe kaufen. Glücklicherweise haben sie das gleiche Modell vor Ort und die Anschlüsse passen. So müssen wir in der Küche nicht auf Seewasser zum Vorspülen und auf See zum Kochen nicht verzichten. Obendrein spart das auch ein wenig Frischwasser.
Am vierten Januar müssen wir wegen eines bevorstehenden Feuerwerks die Anchorage verlassen. Der Kreuzfahrer ist gestern schon bei Sonnenuntergang mit lautem Getute abgereist. Jetzt wird die Soundanlage am Kai getestet. Während wir meinem Papa zu seinem 80. Geburtstag gratulieren, klirrt das Geschirr im Schrank und die Windschutzscheibe vibriert. Also höchste Zeit zum Aufbrechen … Das nutzen wir gleich, um Richtung Norden nach Saint Pierre zu segeln. Ganz gemütlich wird der erste Törn des Jahres. Die Tacoma folgt uns. Zur Kaffeepause fällt unser Anker ins klare Wasser der Anse Letouche. Ich kann sogar beobachten, wie sich unser Grundeisen auf den Meeresboden legt. Am Abend grillen wir gemeinsam bei Britta und Reinhard an Bord.
Der höchste Berg der Insel (Mt. Pelée 1397m) fängt jede Regenwolke ein. So werden wir gleich nach unserer Ankunft mit einem Regenbogen begrüßt.
Am nächsten Tag schüttet es wie aus Kübeln. Wir können gar nicht so viel Wasser auffangen und Shirts waschen bringt auch nichts, wenn sie dann nicht trocknen.
Erst am Nachmittag klart es auf und wir entern gemeinsam mit den Tacomas den kleinen Ort.
Bis ein heftiger Ausbruch des Mt. Pelée Anfang Mai 1902 die Stadt, die auch als kleines Paris oder Perle der Antillen bezeichnet wurde und ihre Bewohner völlig auslöscht, war St. Pierre Martiniques Hauptstadt. Dieses Ereignis war das heftigste seiner Art während des 20. Jahrhunderts und dauerte noch bis Oktober 1905.
Nur zwei Überlebende gab es damals in der Stadt, einen Häftling im örtlichen Gefängnis, der in seiner Zelle gut abgeschirmt war und ein Schuster, der sich zu Beginn des Ausbruchs im Keller befand. Die vielen Schiffe, die zum Ende der Zuckerrohrernte beladen wurden, versanken bis auf eines in der Bucht. Heute sind sie ein begehrtes Tauchziel. (Hier findet ihr einen Interessenten Beitrag dazu)
Viele Gebäude der Stadt erinnern als Ruinen an das schreckliche Ereignis. Neben dem Theater (es hatte einst 800 Plätze), dem Gefängnis und einem Kasernenkomplex stehen noch ein paar Fassaden von Handelshäusern. Die leeren Fenster sind mit den Fotografien der ehemaligen Bewohner gefüllt. So wandeln wir durch eine riesige Gedenkstätte. Alt und neu sind an diesem Ort liebevoll kombiniert.
Der überdachte Markt am Hafen hat sogar am Sonntag frisches Obst für uns.
Der kleine Inselzoo ist auf dem Gelände des ältesten Gutes der Gegend errichtet. Die Fassade des 1643 erbauten Wohnhauses ist ebenso, wie die Reste der Rumbrennerei in einen botanischen Garten mit den Tiergehegen integriert. Von der alten Lagerhalle für die Fässer existiert nur noch die Stahlkonstruktion. Jetzt dient sie als Voliere für die bunten Papageien und zwei Faultieren, denen wir ganz nah kommen können Wir sind sehr froh, diesen Tipp anderer Segler nachgegangen zu sein, denn uns gefällt es sehr gut hier.
Nach drei Tagen wird es für uns Zeit weiter zu ziehen.
Pelée, der Vulkan versteckt sich die ganze Zeit unter einer grauen Wolkenmütze und wirkt ganz harmlos. Er wird von Wissenschaftlern gut überwacht, um eine weitere Katastrophe zu verhindern. Man kann sogar um den Krater herum wandern. Im Nebel haben wir allerdings keine Lust darauf.
Der viele Regen und der zu einigen Zeiten recht starke Schwell macht vor allem Thomas zu schaffen. Mich piesacken winzige Fliegen, die man kaum sieht aber heftig juckende Pusteln in die Haut beißen.
Also klarieren wir nach dem Zoobesuch aus und starten kurz nach Sonnenaufgang, um die nächste Insel zu erobern.
Tacoma und Endless Summer folgen uns in ein paar Tagen …