Ein Sommerhaus für die Ostsee

Schon seit 2018 studieren wir regelmäßig die Bootsanzeigen. Spannende Schiffe zu ganz unterschiedlichen Preisen an allen Orten der Welt sieht man dort. Aber wie soll unser Bötchen mal aussehen? Lieber modern oder doch eher mit einer klassischen Form? Wie groß sollte es sein, damit wir später darauf leben können, es aber einer alleine handlen kann… Es taten sich immer wieder neue Fragen auf. Über Youtube „lernten“ wir die Bootsprofis kennen. Selbst waren sie 2 Jahre mit einem Segelboot unterwegs und helfen jetzt anderen Leuten ihr Traumschiff zu finden, dazu machen sie regelmäßig Videos. Im Laufe der Zeit fanden wir immer mehr Youtuber, die sich gerade unseren Traum verwirklichen.

So beschließen wir im Frühjahr 2020, dass wir jetzt mal Nägel mit Köpfen machen. Im Juni sahen wir das 1. Schiff in Potsdam an, eine Reinke. Sie war schon fast verkauft, aber wir wollten trotzdem gucken. Eine Checkliste, wie bei den Bootsprofis hatten wir uns auch dazu vorbereitet. Das Boot war nichts für uns und unsere Liste mussten wir nochmal übersichtlicher gestalten. Aber der Anfang war gemacht.

Im Herbst begaben wir uns dann intensiver auf die Suche. Jedes 2. Wochenende fuhren wir dazu an die See. In dieser Zeit haben wir interessante Erfahrungen gemacht und viele neue Erkenntnisse gewonnen. Wurden abgeschreckt, überboten, staunten, was geht, entwickelten Vorlieben. Zwischen Stralsund und Islemeer begutachteten wir insgesamt 9 Boote. Darunter war eine Hanse, eine Salona, eine X-Yacht, eine Grand Soleil und 4 Hallberg Rassys in verschiedenen Größen. An dieser Stelle wird wohl sichtbar wo unsere Suche enden wird. Leider wird das Reisen zum Jahresende 2020 immer schwieriger. Es gibt ein Beherbergungsverbot und Privatreisende bekommen keine Unterkunft mehr. Nun war guter Rat teuer. Denn gerade zu diesem Zeitpunkt fanden wir das Schiff unserer Träume. Eine Hallberg Rassy 38. Sie wurde 1980 direkt von der Werft gekauft und seit dem liebevoll gepflegt und gesegelt. Nach einigen Telefonaten mit der Eignerin, in denen wir von unserem Traum erzählten und damit wohl auch etwas Eindruck hinterließen, schickten wir Anfang November einen Sachverständigen zu dem in Dänemark liegenden Boot. „Ein Oldtimer, sehr gepflegt, aber mit ein paar Baustellen, wie die Technik, das Teak und der Motor.“ war seine Aussage. Wenn wir nur selbst dort hin könnten…

Mitte November war es dann soweit. Das Schiff wurde vom Eigner auf dem Landweg nach Flensburg verschickt. Was für eine Aktion. Aber so konnten wir am Ende unseres Urlaubs doch noch selbst zum Boot unserer Träume fahren. Allerdings musste alles an einem Tag geschehen, denn noch immer dürfen Privatpersonen in kein Hotel.

Am 20.11.2020 starteten wir nach einer sehr kurzen Nacht um 04:30 Uhr Richtung Flensburg. Wir waren ziemlich aufgeregt! Pünktlich um 10:00 Uhr trafen wir am Yachtservice ein. Da stand sie, die „SEESTERN“ und glänzte in der kalten Sonne. Fast 3 Stunden krochen wir in alle Ecken, nahmen jedes Polster hoch, ließen einen Fachmann den Motor ansehen, zogen jedes Schubfach auf…

Das ist es!

Völlig durchgefroren wurden wir von Klaus, dem Bruder der Eignerin in sein Haus eingeladen, um uns bei heißem Kaffee und Knabbereien aufzuwärmen und alles zu besprechen. Ganz nebenbei erfuhren wir, dass seine Frau Geburtstag hat. So holten wir auf dem Weg noch einen kleinen Blumenstrauß und sponserten unsere mitgebrachten Blaubeermuffins zur Kaffeerunde.

Nach einem lockeren Gespräch über unsere Segelerfahrungen und Segelerlebnissen ging es in die Verhandlungen. Klaus zeigte sich als unnachgiebiger Geschäftspartner. Schließlich vertrat er ja die Interessen seiner Schwester.

Am Ende wurden wir uns dann doch einig und konnten sogar noch einen kleinen Nachlass heraus handeln.

Der 1. Schritt war also getan. Nun sollte „SEESTERN“ also unser neuer Glücksstern werden, unser Sommerhaus an der Ostsee. Damit haben wir nie wieder Sorgen mit der Urlaubsplanung und nie wieder lange Weile.

Und schon tun sich neue Hürden auf. Unser Boot soll noch einmal verlegt werden. Ein Platz im Winterlager in Langenballig (Nähe Flensburg) war schon reserviert und bezahlt. Das ist allerdings ganz schön weit von uns weg. Gemeinsam mit Klaus überlegten wir uns Alternativen. Thomas hatte schon im Vorfeld in Lubmin nach einem Winterplatz gefragt. Also brauchten wir noch einen Transport dorthin. Den Kontakt dafür bekamen wir von Klaus, der für uns auch die Preisverhandlungen übernahm.

Noch vor dem Transport, der vom 03. bis 04. Dezember stattfinden soll, taten sich neue Baustellen auf. Nach Anfragen beim ehemaligen Liegeplatz unserer SEESTERN, welche Mittel zur Überwinterung verwendet wurden, stellte sich heraus, dass unser Schiff noch gar nicht winterfest ist. Es gab also noch Wasser im System…

Zum Glück konnte hier unser dänischer Gutachter helfen. Quasi in letzter Minute, das Deck war voller Raureif, leerte er zusammen mit Klaus den Wassertank, blies alle Leitungen aus, und füllte Frostschutzflüssigkeit in die entsprechenden Systeme.

Jetzt wird wohl bis zur Ankunft am 04.12. in Lubmin hoffentlich alles gut sein…

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