Nach genau einer Woche schaukeln wir wieder vor Saint-Anne. Alles ist vorbereitet. Wir haben den Dieseltank noch einmal aufgefüllt. Wir wissen ja nicht, was auf uns zukommt. Zweimal fertiges Essen ist auch im Kühlschrank.
Wir nutzen den sonnigen, windstillen Tag, um ausgiebig im lauwarmen Wasser zu planschen. Dann kommen die Mokendeist‘s auf einen letzten Plausch und eine Tasse Kaffee. Wir wollen uns im Dezember auf einer der nördlicheren Inseln wieder treffen …
Heute steht ein bisschen Schwell in der weitläufigen Bucht. Der schaukelt uns abends in den Schlaf. Nach dem Frühstück machen wir uns zur Abfahrt für die zweitägige Tour bereit. Gegen 0900 Uhr ziehen wir den Anker aus dem Grund. Die Kette hat es geschafft, sich um einen großen Stein zu legen. Zum Glück können wir das langsam ausfahren und kommen recht schnell wieder frei. Wir fahren noch kurz zum Winken an der Mokendeist vorbei und schon gehen wir auf Kurs.
Die MaLu kommt auch gerade um die Ecke. Da können wir gleich die Segel setzen. Ganz gemütlich entfernen wir uns von Martinique. Die Wolken zeichnen immer wieder neue Bilder in den Himmel und die leichte Briese erfrischt etwas. So geht ein angenehmer Segeltag zu Ende. Als die Sonne hinter St. Lucia verschwindet liegen 35 sm in unserem Kielwasser. Nun segeln wir in die Nacht hinein. Abwechselnd gönnen wir uns etwas Schlaf. In Thomas‘ Wache kreuzt uns ein Regenschauer und wir treiben plötzlich in einem Flautenloch. Das Gleiche passiert uns am Morgen noch einmal, dieses Mal allerdings ohne Regen. Ohne Fahrt im Schiff schuckeln uns die Wellen hin und her. Wir treiben ein ganzes Stück nach Westen von unserem Kurs ab. Das müssen wir später alles wieder ausgleichen.
Und die MaLu? Die sendet seit der Abreise leider kein AIS. Also sehen wir sie nachts nur als Punkt auf dem Radar, als rotes oder grünes Toplicht und am Vormittag wieder als kleine Zacken am Horizont. Während der Nacht sind sie weit in Lee vorbei gezogen. Als wir vormittags in der Flaute treiben, motoren sie auf Funkrufweite heran. Sie haben unser AIS immer im Auge und dachten, wir hätten Probleme. Danke dafür! Es ist ein tolles Gefühl, zusammen unterwegs zu sein!
In den ersten 24 Stunden haben wir 101 sm geschafft.
So ähnlich wie die Nacht verläuft auch der Tag. Wir erwischen vereinzelte Flauten, die unsere Segel schlagen lassen.
Thomas ist heute etwas unpässlich, er verzieht sich nach dem Frühstück gleich wieder in die Koje. Ich darf dann am Nachmittag ein Nickerchen machen. Und schon geht die Sonne wieder unter. Mit einem Reff im Groß geht es in die letzte Nacht.
Heftiges Wetterleuchten beobachten wir die ganze Zeit am gesamten Horizont. Zum Glück sind die Gewitterzellen in ausreichender Entfernung unterwegs.
Im Sonnenaufgang kommen die ersten Felsen von Tobago in Sichtweite. Der vorhergesagte starke Strom bleibt glücklicherweise aus. Vielleicht kommen wir auch im richtigen Winkel an. Aber die Wellen scheinen von der Küste zurück geworfen zu werden. Das ergibt ein konfuses Geschaukel. Das Großsegel schlägt nur noch hin und her. Wir nehmen es herunter und versuchen mit dem Vorsegel noch etwas Fahrt zu machen. Im Schutz der Küste ist der Wind schnell vorbei.
Wir laufen in die Pirate Bay ein, als sich die Fischer gerade auf den Weg zur Arbeit machen. Da die 15 Mooringbojen alle besetzt sind, fällt unser Anker in das 16 m tiefe Wasser am Rand der Bucht. Die MaLu kommt kurz nach uns an. Wir trinken zusammen noch ein Tässchen Kaffee, bevor wir an Land fahren. Es ist fast 1000 Uhr und die Behörden sollten anfangen zu arbeiten.
In Charlotteville können wir einklarieren. Das ist ein Abenteuer. Von der Eos-Crew werden wir vor den grimmigen Gesichtern der Beamten vorgewarnt …
Zuerst laufen wir das Healthoffice an. Bei den freundlichen Damen sind die ersten zwei Formulare auszufüllen. Dann geht es die Straße hinauf zu Customs und Immigration. Die Immigrationsdame gibt uns eine Kladde mit Papieren und Durchschlagpapier zum Bearbeiten. Als wir ihr die fertige Fleißarbeit zurückgeben, kommen wir in ein nettes Gespräch mit ihr. Es ist ungewöhnlich heiß im Moment und trotz Regenzeit unglaublich trocken. Letzte Woche war es sogar 40 Grad heiß, erzählt sie uns.
Der Customsbeamte im Nebenzimmer guckt sehr offiziell, als Thomas von ihm den Stapel gelber, weißer und rosafarbener Zettel entgegen nimmt. Außerdem braucht er noch Kopien von unseren Pässen und dem Schiffszertifikat. Die Kopien macht uns die nette Dame von der Immigration. Dann heißt es geduldig die 25 Zettel auszufüllen. Gefühlt stehen auf jedem die gleichen Fragen. Namen, Geburtsdatum, Heimadresse, Passnummer, Reisegrund, Einschiffungshafen, letzter und nächster Hafen, Adresse, Schiffsdaten … stehen auf jedem Blatt in verschiedener Reihenfolge und natürlich gibt’s dieses Mal kein Kohlepapier.
Nach 2 1/2 Stunden haben wir es geschafft. Zusammen mit unserem Boot dürfen wir und nun auf der nordöstlichen Inselhälfte frei bewegen.
Inzwischen ist es fast halb eins. Da wir alle noch kein ordentliches Frühstück hatten, suchen wir als Erstes nach einem Lokal. Das ist auch schnell gefunden. Wir genießen ein Lunchmenü mit kalten Getränken, Fisch, Gemüse und Salat und einer dicken Kugel Kokos-Kürbis-Eis für umgerechnet nichtmal 15€. Da kann man nicht meckern.
Den Rest des Tages verbringen wir alle ganz in Ruhe und dann geht es zeitig in die Koje. Wir sind doch ganz schön müde von den letzten zwei Tagen.