Ein Jahr unterwegs 

Mitte Juni 2023 warfen wir unsere Leinen in Lubmin los. Voller Entdeckungsdrang zogen wir in die Welt hinaus. Die Ostsee ließen wir recht schnell hinter uns. In der Nordsee stieg unsere Lernkurve steil an. Das Segeln im Tidenrevier mit seinen teils türkischen Strömungen hat uns sehr gefordert. Zu dem Zeitpunkt hatten wir auch noch kaum Gleichgesinnte getroffen, was den Austausch auf die WhatsAppGruppen des Trans-Ocean-Vereins (TO) beschränkte. Toll, dass es die gibt.

Zwischen Starkwindgebieten schoben wir uns, teilweise auch nachts, je nach Wetter und Tide, Stück für Stück die wunderschöne , windige und kalte englische Südküste entlang. Es war schon Anfang August, als wir in Frankreich endlich den Sommer fanden.

Mitte des Monats hatten wir schon die berüchtigte Biscaya bezwungen. Das war wieder ein großer Schritt für uns. 

Gemeinsam mit der Segelyacht Tacoma tasten wir uns die „Orcaküste“ in Spanien und Portugal hinunter. Es ist ein tolles Gefühl mit einem Buddyboot unterwegs zu sein. Bis Lanzarote sind wir mit ihnen unterwegs, haben viel zusammen erlebt, erkundet und uns gegenseitig geholfen. Mit ihnen feierten wir auch Ende August die Geburt unserer Zwillingsenkel. Dann trennten sich leider unsere Wege. Während wir in die Karibik aufbrechen, bleiben Britta und Reinhard noch auf den Kanaren. 

In 24 Tagen und 11 Stunden haben wir mit durchschnittlich 5 kn 2934,7 sm gemeinsam mit unseren Mitseglern Lisa und Rüdiger geschafft. Das war für alle vier ein riesiger Meilenstein!

Für uns wird an dieser Stelle klar, dass die Umsegelung der ganzen Welt utopisch für uns ist. Viel zu lange hat unser Weg bis hierher gedauert und wir wollen uns auch weiterhin Zeit nehmen, zum Erkunden und Zeit lassen für das passende Wetter! Die Umsegelung des Nordatlantiks wird schon eine große Herausforderung sein …

Seit Anfang Januar sind wir nun in den kleinen Antillen unterwegs. Stück für Stück haben wir die teilweise winzigen Inseln erkundet und lieben gelernt. Unser Leben bekam hier einen völlig neuen Rhythmus. Sogar Thomas konnte nun zwei Gänge runter schalten. Bei den hohen Temperaturen dauert eben alles viel länger. Unser Leben wird bestimmt von der Sonne, sie scheint etwa 12 Stunden täglich und der „Jagd“ nach Nahrungsmitteln. Vieles, das wir von zu Hause kennen gibt es hier nicht oder es ist sehr teuer. Mutig probieren wir uns durch die regionalen Köstlichkeiten. Auch dafür sind wir losgefahren. Ich habe viel Spaß am Experimentieren mit den lokalen Gemüsesorten. Die Händler in den kleinen Marktständen teilen meist gerne ihre privaten Rezepte, wenn man interessiert nachfragt.

Die Beschaffung von Ersatzteilen führte uns ziemlich schnell nach Grenada und eine gehörige Portion Pech hielt uns länger als geplant dort. Damit war ziemlich schnell klar, dass wir den Norden für die nächste Saison aufheben.

Das verschafft uns allerdings auch Zeit die kleinen Inseln  im Süden genauer zu erkunden. Bei jedem Besuch entdecken wir neue Facetten. Die Karibik ist ein wunderbares Segelrevier! Die Etappen kann man sich kurz oder lang stecken, ganz wie man es braucht. Klares hellblaues, warmes Wasser, viele bunte Fische, Schildkröten, freundliche, hilfsbereite Menschen, leckere saftige Früchte …

Viele tolle und liebgewonnene Menschen haben wir auf unserem Weg hier her kennen gelernt. Die Meisten von ihnen sind schon längst in eine andere Richtung weiter gereist. Liebe Grüße an dieser Stelle! Es hat uns sehr gefreut, jeden Einzelnen von euch getroffen zu haben! 

Und wir Beide? Wir haben uns auch nach 365 Tagen intensiver Nähe und manchmal auch Enge immer noch lieb. Wir sind schon im Vorfeld 35 Jahre gemeinsam durchs Leben gesegelt und hatten Zeit all unsere Schrullen gegenseitig zu erkunden. Wir wussten also, worauf wir uns einlassen und dass wir uns aufeinander verlassen können! Natürlich gehen wir uns bei 24/7 auf engstem Raum trotzdem manchmal auf die Nerven. Aber das vergeht meist schnell wieder und dann müssen wir darüber lachen.

Was fehlt, sind die kleinen und großen Lieblingsmenschen, die wir zu Hause zurückgelassen haben. Das ist wohl der Preis …

Das nächste Halbjahr ist Hurrikansaison. Diese werden wir hier im Süden ( Grenada, Tobago, Trinidad – so sieht im Moment der Plan aus) verbringen. Natürlich immer mit einem Auge auf der Wetterkarte, um rechtzeitig vor Stürmen gewarnt zu sein und angemessen reagieren zu können …

Kontakte mit Gleichgesinnten, die wir in den vergangenen Wochen beim Inselhopping kennengelernt haben, werden sicher zusätzlich helfen. 

2 Kommentare


  1. Liebe Anke, lieber Thomas,
    Es schön von Euch regelmäßig zu lesen wie es Euch geht und was Ihr erlebt!
    Alles Gute zum 1. Jahr!
    Weiterhin viel Spaß und viele Entdeckungen!
    Liebe Grüße,
    Christophe

    Antworten

    1. Schön, dass wir euch immer noch begeistern können! Wir freuen uns auch jedesmal über Rückmeldungen.
      Liebe Grüße aus Grenada von der Seestern

      Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert