Rodney Bay

Die 45 km lange und 25 km breite Insel St. Lucia ist eigenständiger Inselstaat. Am 22. Februar wird hier der 45. Unabhängigkeitstag gefeiert. Alle wichtigen Gebäude sind schon jetzt mit den Nationalfarben geschmückt. Die englische Prägung spürt man heute noch besonders am Linksverkehr und den angebotenen Brotsorten …

Auf der Suche nach einem günstig gelegenen Dinghidock für einen kleinen Einkauf stoßen wir auf „Danny, the Dockmaster“. Er sitzt auf dem einzigen nicht privaten Steg und bewacht die Schlauchboote. Er ist der beste Dockmaster weit und breit, sagt er. Ganz in Ruhe lässt er uns festmachen, dann verlangt er 30 EC. Wir vereinbaren, auf dem Rückweg zu zahlen. Als wir eine gute Stunde später wieder dort sind, geben wir 10 EC. Er brubbelt kurz, ist dann aber zufrieden. Ähnlich ergeht es uns beim Füllen der Gasflasche. Beim abgeben der Flasche sind 75 EC ausgemacht, beim abholen sollen es 120 EC sein, am Ende zahlen wir 90 EC. Das ist eben karibisch …

Die Abende verbringen wir meist mit der Jobber-Crew mal auf dem einen, mal auf dem anderen Boot mit Klönen oder Brettspielen. Es macht viel Spaß mit den Beiden. Ein paar Tage verbringen wir hier ganz in Ruhe und arbeiten unsere ToDo-Liste etwas ab.

Kurz vor dem Wochenende erleben wir eine sehr bewegte Nacht. Weiter nördlich gibt es starken Wind, der uns eine beeindruckende Welle in die Bucht schickt. Da sie versetzt zum vorherrschenden Wind einrollt machen alle Boote „lustige“ Bewegungen. Gegen 0300 Uhr begeben wir uns in der Seestern auf die Suche nach den Ursachen für diverse Klapper-, Klopf-, Roll- und Schurrgeräusche, die durch die immer stärker werdenden Schiffsbewegungen lauter werden. Als Alles wieder festgesteckt ist, sind wir auch für den Notfall startklar. Mir ist ganz flau im Magen und ich muss die Seabands anlegen. Ins Bett brauche ich heute nicht mehr zu gehen. Seekrank am Ankerplatz, das hätte ich mir nicht träumen lassen. Ich übernehme den Rest der Nacht freiwillig die Ankerwache. Aber unser Grundeisen hält! Bei Sonnenaufgang verlassen einige Yachten die Bucht. Heute Nacht hat wohl Keiner geschlafen. Während mir noch grün im Gesicht ist, braucht der Kapitän erstmal Frühstück … 

Gegen Mittag entscheiden wir uns dann doch für einen Perspektivwechsel und verlegen auf die andere Seite der Bucht. Das wird gar nicht so leicht, denn inzwischen sind einige Yachten auf die Idee gekommen und der nördliche, im Moment geschütztere Teil der Bucht ist ziemlich voll. Nach mehreren Versuchen haben wir dann doch noch ein neues Plätzchen.

Freitags ist findet die „Gros Islet Friday Night“, eine Streetfootparty mit Gegrilltem, Rumpunsch, lauter Musik und fröhlichen, freundlichen und ausgelassenen Menschen statt. Trotzdem wir von der letzten Nacht noch ziemlich geschafft sind, machen wir uns zusammen mit den „Jobbers“ auf. Vom Dinghidock in der Marina geht’s die Hauptstraße entlang. In der Dauphin Street reihen sich Stände mit Essen und Getränken. An der Kreuzung mit der Maria-Theresia-Street ist eine ganze Batterie Lautsprecher aufgestellt. Das Beben der Bässe ist bis in die Fußsohlen zu spüren. Die Luft ist angefüllt mit Gerüchen. Wahnsinn, wie viele Menschen hier unterwegs sind. Wir investieren in gegrillten Fisch mit Salaten und probieren natürlich auch Rumpunsch. Er wird hier mit viel Eis und verschiedenen Fruchtsäften zubereitet. Mit unserem Punschbecher setzen wir uns an den Rand und beobachten einfach das bunte Treiben um uns herum …

Am Samstag stehen wir zeitig auf und fahren noch einmal in den Ort. Unser auf Martinique gekauftes mobiles Internet lässt sich über die dazugehörige APP nicht verlängern. Digicel wurde uns von anderen Seglern empfohlen und soll eigentlich fast in der gesamten Karibik funktionieren. Leider kann uns im Laden auch niemand weiterhelfen. Wir sollen das hiesige Digicel kaufen, das würde dann auch auf St. Vincent und Grenada funktionieren. Das macht uns aber nicht so zufrieden. Wir werden uns wohl nochmal mit der APP und einem Übersetzungsprogramm beschäftigen. 

Nach einer knappen Woche verlassen nun wir die Rodney Bay und ziehen ein Stückchen weiter, zur die nächsten Bucht. Der Wind kommt schräg von hinten und schiebt uns zügig voran. Der Zahnpastertubenköder wird mal wieder zum Baden ins Wasser gelassen. Leider haben wir heute keinen Angelerfolg. Gegen halb drei haben wir unser Ziel schon erreicht und machen in der Marigot Bay an einer Mooringboje fest. Jean-Jaques ist gleich zur Stelle, um zu assistieren und zu kassieren. So läuft das hier. Zusammen mit der Jobbercrew starten wir zu einer kleinen Rundfahrt durch den fjordähnlichen Naturhafen. In der als Hurricanehole (Hurrikanversteck) ausgewiesenen Bucht findet sich zwischen Wrack und Megayacht alles. Gesäumt ist sie von die von dichtem Mangrovenwald, kleinen Häuschen und Villen am Hang. Auf dem Rückweg bleiben wir an einer Bar hängen, die gerade zur Happy Hour klingelt. Jetzt gibt’s zwei Punchs zum Preis von einem … Beim Anlegen werden wir von einer amerikanische Reisegruppe angesprochen. Sie haben eine deutsch sprechende Kollegin (einer von ihnen macht gleich mal eine Telefonverbindung) … lustige Gesellschaft! Sie haben ein Karibikwochenende vom Chef bekommen, 4 Tage Inselhopping. Da müssen sich die Geschäfte wirklich gelohnt haben …

Am Nebentisch sitzt der Steuermann eines Kutters, gegen den wir vor ca. 10 Jahren Regatten gesegelt sind … wie klein die Welt doch ist!

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